Gerüstet für den Blackout: Ohne Netz, dafür mit doppeltem Boden
Das Land Tirol zeigte sich gestern im Rahmen der Krisenübung „Energie 21“ für ein Blackout-Szenario gut gewappnet. Den Ernstfall probten die Einsatzorganisationen am Fuße des Patscherkofels in Innsbruck.
Von Nikolaus Paumgartten
Innsbruck – Was nach Stoff für einen Katastrophenfilm klingt, ist längst nicht mehr nur ein Thema fürs Kino: ein weitreichender Stromausfall. Zwar konnte so ein Blackout hierzulande bisher abgewendet werden, ist aber für die Zukunft nicht ausgeschlossen – etwa dann, wenn während langanhaltender Kälteperioden der Strombedarf in Europa derart in die Höhe schießt, dass das Netz zusammenbricht. In diesem Fall gilt es, zunächst rasch die systemkritische Infrastruktur mit Energie zu beliefern und dann Schritt für Schritt die Stromversorgung für alle wieder herzustellen. Damit Behörden und Einsatzkräfte auf ein derartiges Szenario vorbereitet sind, hat Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in seiner Funktion als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz die bundesweite Blackout-Übung „Energie 21“ initiiert, die gestern über die Bühne gegangen ist.
So probten etwa in Innsbruck am Fuße des Patscherkofels unter anderem Bundesheer, Feuerwehr, Polizei, Rettung, Bergrettung und Spezialisten der Tinetz den Ernstfall. Dabei griffen sie auch in die Trickkiste mit doppeltem Boden und bewiesen Know-how und Innovationsgeist: Auf dem Programm standen Personenbergungen aus Gondeln und die Versorgung von Verletzten in Notzelten. Mithilfe eines Blackhawk-Hubschraubers wurde außerdem ein provisorischer Strommast aufgestellt – in Minutenschnelle nach einem in Tirol entwickelten Verfahren.
Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP), der auf Einladung Platters nach Tirol gekommen war, lobte die Initiative: „Es geht beim Thema Blackout nicht um Panikmache. Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“ Zufrieden mit dem Zusammenspiel von Behörden und Einsatzorganisationen zeigten sich auch LH Platter und der für den Zivil- und Katastrophenschutz zuständige LHStv. Josef Geisler (ÖVP). „Die Abläufe und Einsätze in unserem Land funktionieren. Im Krisen- und Katastrophenfall besonders wichtig ist die Sicherstellung der Kommunikation zwischen Einsatzkräften, Behörden und wichtigen Infrastruktureinrichtungen“, so Geisler, der die Bevölkerung dazu aufrief, das Thema Bevorratung ernst zu nehmen und damit einen Beitrag zu leisten. „Der Teufel liegt oft im Detail. Und da kommen wir nur durch Übungen drauf“, verwies auch Elmar Rizzoli, Chef des Krisen- und Katastrophen-Managements des Landes, auf die Bedeutung derartiger Übungen.
Im Tirol-Live-Studio unterstrich gestern der Vorstandsvorsitzende der Tiwag, Erich Entstrasser, im Gespräch mit TT-Chefredakteur Mario Zenhäusern ebenfalls die realistische Gefahr eines Blackouts. „In Tirol sind wir mit unseren eigenen Kraftwerksanlagen sehr gut vorbereitet und wir können die Stromversorgung im Fall eines Blackouts schnell wieder herstellen“, sagte Entstrasser. Im Ernstfall würde man sich aus dem europäischen Netz auskoppeln und könnte binnen fünf Stunden eine Grundversorgung für ganz Tirol wiederherstellen, so der Tiwag-Chef.
📽️ Video | Erich Entstrasser in „Tirol Live"