Umfrage

Heiß-kalt für die Koalition: ÖVP büßt auch in Tirol ein

Koalitions-Duo LH Günther Platter und LHStv. Ingrid Felipe.
© De Moor

Laut einer von der Arbeiterkammer in Auftrag gegebene Polit-Umfrage fällt Tirols ÖVP auf 37 Prozent. Ein Plus gab es für Grüne und NEOS.

Innsbruck – Die Tiroler Arbeiterkammer hat bei ihrer neuen großen Repräsentativumfrage (market befragte 1000 Tirolerinnen und Tiroler) auch das aktuelle politische Klima untersuchen lassen. Demnach kann sich die ÖVP dem Bundes-Gegenwind durch die Chat-Affären sowie umstrittene Corona-Maßnahme­n nicht entziehen.

Aktuell liegt die Tiroler ÖVP bei 37 Prozent und damit doch klar unter ihren bei der Landtagswahl 2018 erzielten 44,3 Prozent. Die SPÖ und die FPÖ liegen stabil bei 17 bzw. 16 Prozent. Zuwächse gibt es bei den Grünen (auf 13 Prozent) und vor allem den NEOS (auf 10 Prozent). Unter Druck sind auch in Tirol die Werte des als Kanzler zurückgetretenen ÖVP-Chefs Sebastia­n Kurz.

Eine Mehrheit der Tirolerinnen und Tiroler ist laut der Umfrage mit ihrer Lebenssituation zufrieden, großen Handlungsbedarf gibt es aber vor allem in den Bereichen Wohnen und Verkehr.

Heiß-kalt für die Koalition in Tirol

Die jüngsten ÖVP-Turbulenzen auf Bundesebene und umstrittene Corona-Maßnahmen wirken sich offenbar auch in Tirol aus, sagt market-Chef Werner Beutelmeyer zur TT. Laut neuer Repräsentativumfrage (1000 Befragte in Tirol) liegt die Tiroler ÖVP derzeit laut Hochrechnung (79 Prozent der Befragten hatten sich deklariert) bei 37 Prozent und damit doch deutlich unter dem Landtagswahlergebnis von 2018 (fast 44,3 Prozent).

Relativ stabil blieben demnach die SPÖ mit 17 und die FPÖ mit 16 Prozent. Zugelegt haben die Grünen (von 10,7 auf derzeit 13 Prozent) und vor allem die NEOS (von 5,2 auf 10 Prozent). Die Liste Fritz stieg leicht von 5,5 auf 6 Prozent.

Mit der Arbeit der schwarz-grünen Landesregierung zeigten sich insgesamt 67 Prozent sehr zufrieden bzw. zufrieden (2019 lag dieser Wert noch bei 80 Prozent), ein knappes Drittel ist hingegen unzufrieden.

Befragt, wer denn von den Parteien und Institutionen die besten Ideen für die Zukunft habe, liegt die Tiroler ÖVP mit 26 Prozent vor den Grünen mit 16 Prozent auf Platz eins bzw. zwei. Mit deutlichem Abstand folgen die AK (sieben Prozent), die Oppositionsparteien und anderen Sozialpartner, Krankenkassen, AMS und die Kirche. „Die Koalition mit den Grünen tut der ÖVP diesbezüglich offenbar ganz gut“, sagt Beutelmeyer.

Bei der Glaubwürdigkeit liegt das Rote Kreuz mit 79 Prozent (Noten 1 oder 2) klar in Führung, dahinter folgen die AK (65 %), der Rechnungshof und LH Günther Platter (je 61 %) und dann die Caritas (58 %). Die ÖVP liegt hier bei 52 Prozent, am Tabellen-Ende liegen SPÖ, NEOS und die FPÖ mit 34 bzw. 33 bzw. 28 Prozent.

Die führenden Tiroler Politikerinnen und Politiker sowie Sozialpartner bekamen von der Bevölkerung auch eine Leistungsbeurteilung: In Führung mit 48 Prozent Noten 1 und 2 liegt knapp AK-Präsident Erwin Zangerl vor LH Günther Platter mit 46 Prozent, wobei Zangerl bei den über 50-Jährigen und Platter bei den Jüngeren die Nase vorne hat. Mit 43 Prozent guten Noten rangiert Bildungs-Landesrätin Beate Palfrader auf Platz 3, gefolgt von Ingrid Felipe (36 %), Wirtschaftskammer-Chef Christoph Walser und Wirtschafts-Landesrat Anton Mattle (je 35 %). Die drei Schlusslichter sind Markus Abwerzger (FPÖ), Georg Dornauer (SPÖ) und Philipp Wohlgemuth (ÖGB) mit 23, 22 und 20 Prozent. (va)

Kurz rutscht auch in Tirol ab

Das market-Institut hat im Auftrag der Arbeiterkammer bei den Tirolerinnen und Tirolern auch eine Leistungsbeurteilung der türkis-grünen Bundesregierung eingeholt. Und wie bei anderen Meinungsumfragen haben die Veröffentlichungen und Vorwürfe rund um die Chat-Affäre deutliche Spuren hinterlassen. Lag der kürzlich als Bundeskanzler zurückgetretene Sebastian Kurz bislang klar an der Spitze, ist er in den letzten Wochen in der Gunst der Tiroler Bevölkerung deutlich abgerutscht. Im Schulnoten-System geben dem ÖVP-Chef nur noch 13 Prozent die Note 1 und weitere 21 Prozent die Note 2, aber gleichzeitig 13 Prozent die Note 4 und sogar 21 Prozent die schlechteste Note 5.

Das beste Zeugnis stellen die Tirolerinnen und Tiroler Justizministerin Alma Zadić mit 45 Prozent Plus-Bewertungen (15 Prozent ein Einser und 30 Prozent ein Zweier) aus. Dahinter folgen Arbeitsminister Martin Kocher und Bildungsminister Heinz Faßmann (beide ÖVP) mit 42 bzw. 41 Prozent sehr guter oder guter Bewertung. Auf Platz vier rangieren Vizekanzler Werner Kogler sowie Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (beide Grüne) mit je 40 Prozent sehr guter oder guter Bewertung und dahinter der vormalige Außenminister und nunmehrige Bundeskanzler Alexander Schallenberg mit 38 Prozent. Kurz liegt mit 34 Prozent nur auf Platz 7.

Am Ende der Tabelle liegen laut Umfrage die drei ÖVP-Ministerinnen Karoline Edtstadler mit 29, Klaudia Tanner mit 23 und Susanne Raab mit 22 guten Bewertungen – sowie der im Zuge von U-Ausschüssen ins Visier geratene ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel, der auf 23 Prozent Sehr Gut bzw. Gut kam, aber gleichzeitig von 29 Prozent die Noten 4 und 5 ausgestellt bekam.

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