Neue Allianzen in der Corona-Krise, 169 Kinder in St. Johann geimpft
Im Bezirkskrankenhaus St. Johann wurden Samstag bereits 169 Kinder zwischen 5 und 12 Jahren geimpft.
Innsbruck – Nach dem Beschluss für den Lockdown ab heute hat Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Freitag noch eine informelle Sitzung der schwarz-grünen Landesregierung abgehalten. Auch ein Treffen mit den Sozialpartnern stand auf dem Programm. Die Grünen hatten ohnehin für die Verschärfungen plädiert, der Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi sah keine Alternative mehr zu einem Lockdown.
In der Tiroler ÖVP war die Stimmung hingegen im Keller. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser sprach sich im Vorfeld der Landeshauptleutekonferenz wie Platter strikt gegen eine Ausweitung des Lockdowns auch für Geimpfte aus. Als die Touristiker plötzlich aus eigenem Interesse umschwenkten, um die Wintersaison doch noch zu retten, taten sich in der ÖVP die ersten Risse auf. Wie berichtet, machten die SPÖ-Länderchefs, allen voran der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, ebenfalls deutlich, dass es Solidarität mit Salzburg und Oberösterreich benötige und dass ein hartes Bremsmanöver unbedingt notwendig sei. Zu verhandeln gebe es nichts mehr, wurde Platter, der aktuell Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz ist, klar signalisiert.
Nach der Ankündigung des allgemeinen Lockdowns hielt sich dann die SPÖ vornehm zurück, Ludwig hatte die „staatsmännische Linie“ vorgegeben. Dementsprechend gedämpft fiel die Reaktion von Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer aus. „Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und zur Entlastung des Gesundheitssystems sind bedauerlicherweise notwendig und in der jetzigen Situation alternativlos“, erklärte der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer.
Demgegenüber übten FPÖ, NEOS und Liste Fritz harsche Kritik. „Auch nach 20 Monaten Pandemie haben Platter und Co. nichts dazugelernt“, meinte etwa Liste-Fritz-Klubchefin Andrea Haselwanter-Schneider. FPÖ-Chef Markus Abwerzger attestierte Platter Wortbruch. Für NEOS-Landessprecher Dominik Oberhofer ist die Bundes- und Landesregierung auch an der Impfstrategie gescheitert.
AK-Präsident Erwin Zangerl schluckt, aber die täglichen Corona-Fallzahlen würden leider eine deutliche Sprache sprechen. „Die Entscheidung ist so gefallen, wir müssen sie mittragen. Ich hoffe nur, dass die Impfquote steigt.“
Eine Belastung für die neue Corona-Allianz von ÖVP, Grünen und SPÖ könnte allerdings die Impfpflicht ab 1. Februar sein. Hier mussten viele SPÖ-Funktionäre schlucken.
Apropos Impfung: Ab dieser Woche sollen sich in Tirol bereits die Fünf- bis Zwölfjährigen impfen lassen können, am Wochenende war das Bezirkskrankenhaus St. Johann Vorreiter dafür. In Abstimmung mit dem Land Tirol bietet das Bezirkskrankenhaus die erste Kinder-Impfstraße Westösterreichs für die Corona-Schutzimpfung von Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren an. Am Samstag gab es schon die ersten Impfungen.
Impfung für Kinder begonnen
„Es gab Anmeldungen und Anfragen aus ganz Tirol, aber auch aus anderen Bundesländern“, berichtet der Leiter der Kinder- und Jugendheilkunde am BKH St. Johann, Franz-Martin Fink. Es wurden 169 Kinder geimpft, „Organisation und Abläufe klappten hervorragend“. Dienstag ist die Impfstraße für Kinder erneut geöffnet. Eltern können ihre Kinder auch in den Impfzentren in Landeck, Innsbruck, Imst, Kitzbühel und Wörgl unter www.tirolimpft.at anmelden.
Sonntag, 28. November, findet wieder ein landesweiter Impftag statt. Alle Öffnungszeiten der Impfzentren und der dezentralen Angebote sind auf www.tirol.gv.at/tirolimpft einsehbar. Das Land wirbt nicht nur für Erst- und Zweitstiche, sondern auch für Auffrischungsimpfungen, die jetzt bei allen Impfstoffen vier Monate nach der zweiten Impfung möglich sind. (pn)