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„Beatles“-Doku „Get Back“: Die Arbeit an magischen Momenten

Eine Band will es noch einmal wissen: die Beatles, aufgenommen 1969.
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Peter Jacksons „Beatles“-Doku „Get Back“ zeigt das Lachen über und Leiden an kreativer Kleinarbeit.

Innsbruck – Das eine oder andere Kapitel Pop-Geschichte muss nach „Get Back“ etwas umgeschrieben werden. Weil die Dinge auch im Pop komplizierter sind, als es die Exegese von Drei-Minuten-Dreißig-Songs vermuten lässt. Dass die Beatles um 1970 auf ihren Zusammenbruch zusteuerten, kann man in Michael Lindsay-Hoggs Kinofilm „Let it Be“ mitverfolgen. Aber das ist eben nur ein Bruchteil der Geschichte. Denn Lindsay-Hogg drehte unendlich mehr Material über die Fab Four auf Sinn- und Selbstsuche. 60 Stunden 16-Millimeterfilm wanderten damals in den Giftschrank. Erst Peter Jackson, pluriprämierter Kopf der „Herr der Ringe“-Trilogie, durfte den Schatz heben. Wie schon in seiner Weltkriegs-Doku „They Shall Not Grow Old“ hat Jackson die Bild- und Tonaufnahmen (nochmal gut 150 Stunden) sorgfältig restauriert: Seine Doku-Serie „Get Back“ klingt hervorragend – und ist selbst dann gestochen scharf, wenn es wacklig wird. Oder windig. Hoch über der Londoner Savile Row zum Beispiel, wo The Beatles am 30. Jänner 1969 ihr letztes Konzert gaben. So weit, so bekannt.

Dass die Band, dass John und George und Paul und Ringo danach hinter verschlossenen Türen beim Abhören der furiosen 45 Minuten viel Spaß haben – und ordentlich abgehen –, ist neu. Und ziemlich rührend. Gerade weil es nicht in die abgenudelte Mär vom „Swan Song“ einer Band im Selbstzerstörungsmodus passen will, der durch die Veröffentlichung des finalen Meisterwerks „Abbey Road“ bestenfalls ein bisschen gelindert wurde.

📽️ Trailer | „Get Back“

Doch diese magischen Momente muss man sich in „Get Back“ erst erkämpfen. Peter Jackson hat das Originalmaterial zu einem strammen, streng chronologisch geordneten Achtstünder montiert, der nun – in drei sehr langen Episoden – bei Disney+ veröffentlicht wird. Teil eins ging gestern online. Bereits heute folgt die zweite, morgen die dritte Folge. Wobei Nicht-Komplettisten vor allem die Episoden zwei und drei empfohlen seien – also immer noch gut fünfeinhalb Stunden aufschlussreiches Material über das Lachen und Leiden während kreativer Kleinarbeit. Teil eins hingegen folgt noch stark dem traurigen Märchen der müden Megaband, die „es“ noch einmal wissen will, aber nicht wirklich weiß, was „es“ sein könnte.

Die Teile zwei und drei aber sind ein Geschenk. Sie zeichnen nach, wie The Beatles ein letztes Mal zusammenfinden. Und sie zeigen, dass das Schreiben brillanter Songs mitunter mühsam ist. Vor allem aber wird deutlich, dass die Mühe entlohnt wird: mit magischen Momenten, die man sich erkämpfen muss. (jole)

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