Corona-Welle, HIV und Gewalt an Frauen: Das war „Tirol Live"
Tirols Krisenmanager Elmar Rizzoli, AIDS-Hilfe-Leiter Georg Gierzinger und Elisabeth Lehmann von der Frauenberatungsstelle Evita waren am Mittwoch zu Gast bei „Tirol Live“.
📽️ Video | Die komplette Folge von „Tirol Live" am Mittwoch
Rizzoli: „Dimension der vierten Welle hat uns überrascht"
Vorsichtig antwortete der oberste Krisenmanager des Landes, Elmar Rizzoli, auf die Frage, ob man denn mit einer rechtzeitigen Öffnung des Lockdowns rechnen kann. „Die letzten knapp zwei Jahre haben uns gelehrt, dass man hier nicht wahnsinnig weit vorausplanen kann.“ Wegen der neuen Virus-Mutation dürfe man jetzt allerdings nicht nervös werden. „Hier ist es wichtig, Ruhe zu bewahren.“ Auch wenn die Impfung möglicherweise etwas weniger wirke als bisher, wirke sie weiterhin. „Was wir von Südafrika wissen, sind bisher durchaus milde Verläufe zu verzeichnen.“
Zum derzeit heiß diskutierten K1-Management des Landes meinte Rizzoli, dass man in der vierten Welle mit Zahlen konfrontiert sei, die man aus der ganzen Pandemie noch nicht kenne. Dabei sei es „menschenunmöglich“, alle Kontaktpersonen abzusondern. „Die Dimension dieser vierten Welle hat uns überrascht.“
📽️ Video | Elmar Rizzoli in „Tirol Live"
„Wichtig, dass Frauen psychische Gewalt erkennen"
Jede fünfte Frau in Österreich hat seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt, in vielen Fällen vom eigenen Partner ausgeübt. Wieso ist der Weg aus toxischen Beziehungen oft so schwer? Elisabeth Lehmann, Geschäftsführerin bei der Frauenberatungsstelle Evita in Kufstein und Wörgl, zeigte bei „Tirol Live“ Handlungsmöglichkeiten auf.
Das Thema Gewalt an Frauen sei komplex, so Lehmann. Oft würde nur körperliche Gewalt gegen Frauen als solche wahrgenommen, „obwohl psychische Gewalt noch viel häufiger vorkommt. Es ist wichtig, dass Frauen diese erkennen und auch als Gewalt einordnen“, sagte die Expertin.
📽️ Video | Elisabeth Lehmann in „Tirol Live"
AIDS-Hilfe-Leiter: „Es kann jeden treffen"
Einem ganz anderen Virus sagt Georg Gierzinger den Kampf an Der Leiter der Tiroler AIDS-Hilfe berichtete am Welt-AIDS-Tag bei „Tirol Live“ über die Fortschritte bei der Behandlung der Krankheit. 1983 wurde das HI-Virus identifiziert, seither sei viel passiert. „Medizinisch hat sich sehr viel getan“, so Gierzinger. In den Anfangsjahren sei HIV einem Todesurteil gleichgekommen und Medikamente gab es nicht, mittlerweile sei es als chronische Erkrankung zu sehen und die Medikamente hätten immer weniger Nebenwirkungen. „Beispielsweise die PREP kann man einnehmen, bevor man sexuelle Kontakte hat“. Für Betroffene sei so ein relativ normales Leben möglich. „Die Lebenserwartung ist annähernd normal“, sagte der Experte. Die Virenlast sei so gering, dass „man niemanden mehr anstecken kann“. Vor HIV-Infizierten müsse man sich nicht fürchten.
In Österreich gebe es leider immer noch viel Stigmatisierung und Diskriminierung. „Man glaubt immer noch, wenn jemand HIV hat, hat er ein lasterhaftes Leben, ist sexuell ausschweifend, nimmt sicher Drogen und ist sicher schwul“, so Gierzinger. Auch im Gesundheitsbereich – etwa in Zahnarztpraxen – komme es noch vor, dass HIV-Positive nur an Randstunden behandelt werden, um „keinen anderen Menschen zu begegnen“. Es habe aber auch Verbesserungen gegeben, etwa im Arbeitsleben.
„Es ist bequem, die Krankheit auf Randgruppen abzuschieben“, sagt der Leiter der Tiroler AIDS-Hilfe. Es könne aber jeden treffen. HIV sei längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ziel müsse sein, das regelmäßige Testen normal zu machen und die Hemmschwelle zu senken.
📽️ Video | Georg Gierzinger in „Tirol Live"