Lienzer VP an Blanik: „Wir wünschen Informationen“
Die Lienzer Volkspartei wirft der Bürgermeisterin Elisabeth Blanik Alleingänge vor.
Von Christoph Blassnig
Lienz – Man wolle dieses „tolle Projekt“ nicht verzögern, doch die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik treffe „wesentliche Entscheidungen vollkommen alleine im stillen Kämmerlein und ohne die Gremien ausreichend zu informieren“, entrüsteten sich Vertreter der Lienzer Volkspartei in der Gemeinderatssitzung am vergangenen Dienstag. „Wir hätten uns in den Jahren mehr Informationen zum Baufortschritt gewünscht, vielleicht mit Präsentationen, hübsch aufbereitet“, bemängelte etwa Alexander Kröll, Leiter des Bauausschusses. Die sieben ÖVP-Mandatare stellten einen Antrag, mehrere Entscheidungen zum Mobilitätszentrum von der Tagesordnung zu nehmen. Die Mehrheit lehnte dieses Ansinnen jedoch ab und stimmte in allen Punkten zu, während sich ÖVP und FPÖ jeweils enthielten.
Vor drei Jahren, im September 2018, haben die Österreichischen Bundesbahnen mit dem Umbau des Lienzer Bahnhofes zu einem „Mobilitätszentrum“ begonnen. Die neuen Anlagen stehen inzwischen kurz vor der Fertigstellung. Eine Fußgänger- und Radfahrerunterführung quert den Bahnhof und bindet die südlichen Stadtteile direkt an das Stadtzentrum an. Dazu wurde eine neue Brücke über die Drau errichtet, weiters ein Bahnsteig eigens für Radfahrer, Park-&-Ride-Flächen und ein überdachtes Busterminal. Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude wurde aufwändig saniert und im Osten um einen Zubau für eine Apotheke und einen Supermarkt mit Sonntagsöffnung erweitert.
Der Grundsatzbeschluss für das Projekt fiel im Lienzer Gemeinderat im Jahr 2017. Am Dienstag stand das Mobilitätszentrum zum zweiten Mal auf der Tagesordnung des Lienzer Gemeinderates. Und zwar, weil die ÖBB erstmals seit Baubeginn Änderungen am Bauvorhaben zur Zustimmung vorgelegt hatten. Ursprünglich waren nämlich drei Personenaufzüge für die Fußgänger- und Radfahrerunterführung geplant. Einer davon ist nicht errichtet worden, dieser hätte direkt das ehemalige Postgebäude erschließen sollen, das derzeit ebenfalls umgebaut wird. Die Eigentümer lehnten die Anbindung ab. Auf dem überdachten Busterminal haben die ÖBB Photovoltaik-Anlagen errichtet. Südlich der Gleisanlagen werden auf den Parkflächen nun vier Stellplätze mit Ladestationen für Elektroautos ausgestattet – auch das war in den ursprünglichen Plänen noch nicht vorgesehen.
Die Mandatare der Volkspartei legten eine Liste mit zehn Fragen zum Bauprojekt vor. Eine davon lautete etwa, ob der dritte Fahrstuhl nicht ersatzweise vor dem Eisenbahnmuseum hätte errichtet werden können. „Welches Gremium hat diesen Beschluss gefasst?“, wollten die ÖVP-Mandatare um Vizebürgermeister Kurt Steiner jeweils von der Bürgermeisterin wissen. Die wies die Vorwürfe zurück: „Das ist ein Projekt der ÖBB, wir prüfen nur, ob die Kosten eingehalten werden. Dieses Mobilitätszentrum ist ein Erfolg, um den uns alle Bezirksstädte in Österreich beneiden.“