Höhere Qualifikation für höhere Löhne
Die Arbeitsmarktreform sollte laut dem Arbeitsmarktexperten Gerhard Bosch auf Weiterbildung setzen.
Innsbruck, Wien – Trotz erneutem Lockdown und – zumindest bisher – nur moderater Erhöhung der Arbeitslosenzahlen und Personen, die sich in Kurzarbeit befinden, will Arbeitsministerin Martin Kocher (ÖVP) an einer Reform der Arbeitslosenversicherung festhalten. Die Debatte soll bis Jahresende weitergehen, neben Sozialpartnern, Parteien, heimischen und internationalen Expertinnen und Experten sollen auch Personen ohne Arbeit in die Reformen einbezogen werden.
In dieser Diskussion spielen immer wieder die Hartz-IV-Reformen in Deutschland eine Rolle. Diese wurden 2005 in Deutschland beschlossen und sorgten für eine Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe. Der renommierte deutsche Arbeitsmarktexperte Gerhard Bosch sieht die Erfolge der Hartz-IV-Reform differenziert, so sei es etwa zu einer Ausweitung von Mini-Jobs und Leiharbeit und auch einer Abschaffung der einkommensbezogenen Arbeitslosenhilfe gekommen. Zudem wurde die Bezugsdauer für das Arbeitslosengeld gekürzt und verschärfte Zumutbarkeitsregelungen eingeführt.
Bosch gab in einer Gesprächsreihe von „Diskurs. Das Wissenschaftsnetz“ Einblick in die Probleme des deutschen Arbeitsmarktes durch die Einführung von Hartz IV. So habe das Prinzip der schnellen Vermittlung von niedrigqualifizierten Personen zwar viele Menschen in Jobs gebracht, jedoch auch den Billiglohnsektor vergrößert. Bosch plädiert für Qualifikation vor Vermittlung, dann könne auch dem Facharbeitermangel entgegengewirkt werden. „Es braucht Bildung, denn wir brauchen Facharbeiter“, sagte Bosch. Man könne nicht Qualifikationsprobleme durch niedrige Löhne kompensieren. Positiv erwähnte Bosch die Verwaltungsreform der deutschen Arbeitsämter nach der Reform. (ver)