Industrie-Chefökonom Helmenstein: „Notenbanken reden Inflation schön“
Die Teuerungswelle sei kein vorübergehendes Phänomen, sagt Industrie-Chefökonom Christian Helmenstein.
Wien, Graz – Die hohen Inflationsraten der letzten Monate seien kein kurzfristiges Ereignis, sondern es handle sich um eine Trendwende nach Jahren der niedrigen Inflationszahlen, so Helmenstein (er ist auch Leiter des Economica Institutes) im Online-Expertengespräch der Steiermärkischen Sparkasse. „Die Inflation erweist sich als hartnäckiger, als es von den Notenbanken kommuniziert wird.“ Langfristig nicht maßgeblich seien die jüngsten Nachfrageschocks, die den Notenbanken als Argument dienen, die Teuerung werde bald überwunden sein. Die explodierende Nachfrage hat zuletzt nach den Corona-bedingten Einbrüchen vor allem die Energiepreise empfindlich verteuert und die Inflation ist auf 5 bis 6 Prozent, etwa in den USA und Deutschland, geklettert.
Nachhaltig auf die Inflation würden sich hingegen andere Faktoren auswirken, allen voran die CO2-Bepreisung. Helmenstein ortet zudem eine gewisse „Technologiefeindlichkeit“. Gleichzeitig würden aufgrund der Überalterung der Bevölkerung beispielsweise in Österreich in den nächsten zwölf Jahren 550.000 Facharbeitskräfte fehlen, in Deutschland würden es 5 Millionen sein. „Diese Faktoren werden nicht vorübergehend sein und können von den Notenbanken nicht durch Schönreden aus der Welt geschafft werden.“
Die letzten fünf Jahre hatten trotz niedriger Inflation einen Kaufkraftverlust des Geldes von insgesamt 15,8 Prozent gebracht. Zum Vergleich: Keine einzige Aktie im Aktienindex Eurostoxx 50 habe über diese Zeit eine negative Performance gezeigt. Nur ein halber Prozentpunkt mehr Inflation bedeute über 20 Jahre einen zusätzlichen Kaufkraftverlust von 10 Prozent. Wer sein Geld retten wolle, müsse investieren. (TT)