Tirol

Diskriminierung in Tirol: „Es ist nicht ausreichend, kein Rassist zu sein“

Anlässlich des heutigen internationalen Tages der Menschenrechte rufen Institutionen dazu auf, Ungleichheit offen entgegenzutreten (im Bild die „Black Lives Matter“-Demo im Juni 2020 in Innsbruck).
© Rudy De Moor/TT

Ob wegen ihrer Hautfarbe oder eines ausländisch klingenden Namens: Viele Menschen werden in Tirol nach wie vor ausgegrenzt oder diskriminiert.

Von Benedikt Mair

Innsbruck – Weil sie heißen, wie sie heißen, aussehen, wie sie aussehen, glauben, was sie glauben, wird es ihnen schwer gemacht, eine Wohnung oder einen Job zu finden. Im schlimmsten Fall werden sie auf der Straße beschimpft oder angegriffen. Viele Frauen und Männer sind in Tirol nach wie vor von Rassismus betroffen, werden ausgegrenzt und diskriminiert. Anlässlich des heutigen internationalen Welttages der Menschenrechte rufen Vertreter der Landesregierung und verschiedene Institutionen die Bevölkerung dazu auf, dem offen entgegenzutreten.

„Menschen dürfen nicht aufgrund persönlicher Merkmale schlechter behandelt werden“, sagt Sozial- und Integrationslandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) gestern bei einer Pressekonferenz. „Die Gleichheit aller hinsichtlich Würde und Rechte ist eines der grundlegendsten menschenrechtlichen Prinzipien.“ Geltende Gesetze, wie etwa die österreichische Bundesverfassung, würden dies festschreiben und dadurch ein – zumindest juristischer – Garant „für sozialen Frieden und ein gutes Miteinander“ sein. Um dies in der Gesellschaft auch wirklich durchzusetzen, ist die Antidiskriminierungs- und Antirassismusarbeit für Fischer „von zentraler Bedeutung. In Tirol haben wir ein engmaschiges Netz an Beratungs- und Unterstützungsangeboten, an die sich betroffene Menschen wenden können. Sie helfen nicht nur in Einzelfällen, sondern leisten wichtige Präventions- und Informationsarbeit.“

📽️ Video | AI Österreich-Geschäftsführerin zum Tag der Menschenrechte:

Rassismus aktiv entgegentreten

Eine dieser Anlaufstellen ist die seit etwas mehr als einem Jahr am Zentrum für MigrantInnen in Tirol (ZeMiT) angesiedelte Antirassismus-Arbeit-tirol (ARAtirol). „Wir unterstützen Menschen, die durch Rassismus unterschiedlichster Ausprägung betroffen sind“, erklärt ZeMiT-Geschäftsführerin Mirjana Stojakovic, „und wollen die Öffentlichkeit auf dieses Thema aufmerksam machen.“ Am häufigsten hätten sich heuer bislang Opfer von Rassismus bei Bewerbungsgesprächen oder der Wohnungssuche bei ARAtirol gemeldet, berichtet sie. „Ein schier unüberschaubares Problem ist der Hass im Internet.“ Hier gelte es, Fälle zu registrieren, zu melden und – sofern nötig – auch anzuzeigen. Laut Stojakovic ist jeder und jede gefordert, dem Phänomen aktiv entgegenzutreten, um es einzudämmen. „Es ist nicht ausreichend, kein Rassist zu sein, sondern wichtig, ein Anti-Rassist zu werden.“

Auch die Gleichbehandlungsanwältin für Tirol, Vorarlberg und Salzburg, Katharina Raffl, sagte, sie stelle nach wie vor fest, „dass Rassismus im Land ein Problem ist“. Wegen ausländisch klingender Namen oder einer dunklen Hautfarbe werde Menschen oft der Zugang zu einem Arbeitsplatz verwehrt. „Und wenn sie einen Job haben, sind sie mit Belästigung konfrontiert, was auch in Diskriminierung mündet.“ Diese zu dokumentieren sei wichtig, denn es würde sie „sicht- und dadurch bekämpfbar machen“.

In der Servicestelle für Gleichbehandlung und Antidiskriminierung des Landes würden oft Fälle von Mehrfachdiskriminierung auftreten, sagt deren Leiterin Isolde Kafka. „Das Risiko ist höher, wenn mehrere Gründe wie Herkunft, Geschlecht, Alter und Co. zusammentreffen.“ Sie betont, dass „hinter den vielen Einzelfällen immer ein System steckt“. Diesem gelte es entgegenzutreten.