Brände und Verletzte: Deutlich mehr Einsätze in Tiroler Silvesternacht
Mehrere Schwerverletzte und diverse Brände sind eine vorläufige Silvesterbilanz aus Tirol. Wegen falschen Umgangs mit Silvesterraketen wurden mindestens drei Männer schwer verletzt. Im Zillertal kam es außerdem am frühen Abend zu einem Autoabsturz.
Völs, Weerberg, Achenkirch, Innsbruck – Trotz früher Sperrstunde und der strengen Verordnungen nach dem Pyrotechnikgesetz hatten die Einsatzkräfte in Tirol auch in der Silvesternacht allerhand zu tun: So kam es wegen Silvesterraketen zu mehreren Bränden und Verletzten. Im Zillertal ereignete sich außerdem ein Fahrzeugabsturz auf einer Rodelbahn. Auch auf Almhütten kam es zu mehreren Einsätzen.
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Wie die Leitstelle Tirol mitteilte, gab es in der Nacht auf den 1. Jänner 2022 deutlich mehr Einsätze als im Jahr zuvor. Überwiegend wurden Einsätze wegen Alkohol, Sturzgeschehen oder Verletzungen durch Feuerwerkskörper registriert. In der Kernzeit zwischen 23.30 und 2 Uhr Früh mussten die Rettungsmannschaften 137 Mal ausrücken, beim Jahreswechsel 2020/21 gab es hingegen in diesem Zeitraum nur 64 Einsätze. "Vor Corona gab es in diesem Zeitraum 162 Alarmierungen. Wir kommen also schon wieder fast dorthin, wo wir gewesen sind", resümiert Leitstellen-Schichtleiter Lukas Huber im Gespräch mit TT.com. Insgesamt waren die Rettungskräfte zwischen 19 und 5 Uhr 363 Mal im Einsatz, im Vorjahr waren es im Vergleichszeitraum 239 Einsätze.
Besonders viel hatte die Rettung mit 317 Einsätzen zu tun. Ein Jahr zuvor war es mit 203 Rettungsfahrten noch vergleichsweise ruhig. Die Feuerwehren wurden heuer 34 Mal, einmal weniger als ein Jahr zuvor, alarmiert. Die Bergrettung musste sogar zwölf Mal ausrücken, im Vorjahr war es zu keinem Einsatz gekommen.
Brände, Kindernotfall, Verletzte
Zahlreiche, speziell über die Kernzeit verteilte Brände stellten sich als Fehl- oder Täuschungsalarme heraus. Vereinzelt mussten aber kleinere Brände gelöscht bzw. Nachlöscharbeiten durchgeführt werden. Bei Einsätzen auf Almütten gab es laut Leitstelle auch einen Kindernotfall. Huber erklärte, dass die Leitstelle wegen eines medizinischen Notfalls in einem Hotel in Hainzenberg alarmiert worden war: Zum Glück stellte sich der vermutete Krampfanfall bei einem Kleinkind vor Ort weniger dramatisch als befürchtet dar. Das Kind wurde nach der Versorgung in der Obhut seiner Eltern gelassen und musste nicht ins Krankenhaus.
Anders erging es einer Frau auf einer Almhütte in St. Anton am Arlberg: Sie musste wegen einer Alkoholvergiftung von der Bergrettung geholt und ins Krankenhaus Zams eingeliefert werden. Die Bergrettung Fendels transportierte einen Mann ins Tal, der nach einem Böllerschlag auf einer Almhütte über Gehörprobleme klagte.
Schwerverletzte durch Feuerwerk in Weerberg und Achenkirch
Schwere Verletzungen an den Augen erlitt ein 19-jähriger Österreicher in Weerberg, als er kurz vor Mitternacht vor dem Wohnhaus seiner Eltern eine Rakete zündete. Sein 59-jähriger Vater stand direkt neben dem jungen Mann, als dieser eine Rakete an einer Zündschnur zünden wollte. Plötzlich kam es zu einer Explosion. Während der 19-Jährige schwer an den Augen verletzt wurde, erlitt sein Vater eine Platzwunde an der linken Stirn und einen Gehörsturz. Beide mussten nach der Erstversorgung in die Klinik nach Innsbruck eingeliefert werden.
Ebenfalls in der Klinik landete ein 42-jähriger Einheimischer aus Achenkirch, nachdem er beim Zünden von Feuerwerksbatterien von einem Feuerwerkskörper im Gesicht getroffen wurde. Laut Polizei hatte der Tiroler gegen 0.30 Uhr mit den pyrotechnischen Gegenständen hantiert. Nach dem Zünden zweier Feuerwerksbatterien der Klasse F2 wurde das Feuerwerk plötzlich unterbrochen. Der Mann hielt darauf bei der Batterie Nachschau. Gerade, als er sich über die Batterie beugte, zündeten weitere Feuerwerkskörper und trafen ihn im Gesicht. Der Mann erlitt eine Rissquetschwunde unterhalb des linken Auges und wurde auch am Auge verletzt. Die Rettung lieferte ihn ins Krankenhaus nach Innsbruck ein.
In Zirl kam es zu einem Vorfall mit einer Waffe, wie die Polizei Samstagvormittag mitteilte. Demnach hatte ein 47-jähriger Österreicher zwei Jugendliche mehrfach aufgefordert, das Abfeuern von Feuerwerksraketen zu unterlassen und ihren Müll zu beseitigen. Der Mann gab sich als Polizist in Zivil aus und deutete mehrfach auf eine Waffe der Kategorie B, die er geladen in einem Oberschenkelholster trug. Wie sich herausstellte, war der Mann nicht zum Führen einer Waffe berechtigt, Polizist war er schon gar keiner. Die Polizei sprach ein Waffenverbot gegen den 47-Jährigen aus und stellte die besagte Waffe, noch eine weitere Waffe und eine Waffenbesitzkarte sicher.
In Schwaz suchte die Polizei nach zunächst Unbekannten, die eine Straßenlaterne mit einem Böller zerstört hatten. Durch die Detonation wurde die Laterne komplett umgerissen. Am Neujahrstag konnte zwei 16-Jährige als Verdächtige ausgeforscht werden.
Verirrte Raketen sorgten für Feuerwehreinsätze
Auch die Feuerwehren mussten mehrfach ausrücken: So kam es in Innsbruck kurz nach Mitternacht wegen einer Silvesterrakete zu einem Glimmbrand: Die Rakete war gegen 0.11 Uhr an der südlichen Außenseite der Hausfassade eines Mehrparteienhauses aufgetroffen und hatte in einer Höhe von rund 15 Metern einen Glimmbrand ausgelöst. Dieser wurde zum Glück schnell von Passanten entdeckt und von der Berufsfeuerwehr rasch gelöscht. Verletzt wurde niemand, an der Fassade entstand nur geringer Sachschaden.
In Völs musste die Feuerwehr gegen 2 Uhr Früh ausrücken, weil es zu einem Brand bei einem Mehrparteienhaus gekommen war. Nach derzeitigem Ermittlungsstand dürfte ein fehlgeleiteter Feuerwerkskörper die Terrasse einer Wohnung in Brand gesteckt haben. Das Feuer breitete sich dann auch auf das Wohnzimmer der Wohnung aus. Ein 50-jähriger Bewohner musste mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung in die Klinik Innsbruck gebracht werden. Die weiteren Wohnungen des Mehrparteienhauses blieben abgesehen von Rauchgasniederschlägen auf den Balkonen bewohnbar. Weitere Personen wurden nicht verletzt. Die Terrasse sowie das Wohnzimmer der betroffenen Wohnung wurden massiv beschädigt. Die Schadenshöhe steht noch nicht fest. Die Ermittlungen zur Ausforschung der Verursacher dieses Schadensereignisses sind im Gange. Im Einsatz standen erneut die Berufsfeuerwehr Innsbruck sowie die Feuerwehr Völs, die Rettung und die Polizei.
In Haiming beschädigten Unbekannte mit einem Böller eine Telefonzelle bei einer Bushaltestelle und nahmen in Kauf, dass Unschuldige verletzt werden könnten. Der Zwischenfall hatte sich kurz vor Mitternacht bei der Bushaltestelle "Haiming Siedlung" zugetragen, wo sich mehrere Menschen aufhielten. Die Unbekannten hatten im Inneren der Telefonzelle einen pyrotechnischen Gegenstand gezündet, der beim Hochgehen die Wähleinrichtung zerstörte. Außerdem wurde die Glasscheibe der Telefonzelle auf die Straße geschleudert. Dabei wurde das Fahrzeug eines Anrainers zerstört. Verletzt wurde aber zum Glück niemand.
In Imst hantierten mehrere Jugendliche am Eduard-Wallnöfer Platz mit Knallkörpern. Aufgrund der wuchtigen Detonation der Böller gingen bei einem Hotel in der Nähe sechs Glasscheiben zu Bruch. Die Polizei geht von drei Tätern aus, alle mit weißen Turnschuhen und dunkler Kleidung bekleidet. Einer trug eine "glänzende" Kopfbedeckung, ein anderer hatte eine neongelbe Einkaufstasche bei sich. Die Polizei Imst bittet Zeugen, sich unter Tel. 059133/7100 zu melden.
In Kitzbühel stand die Feuerwehr am Neujahrstag um 8 Uhr Früh noch mehr als eineinhalb Stunden im Einsatz, weil es bei einer Tiefgarageneinfahrt zu einem Vollbrand gekommen war. Einige Autofahrer konnten ihre Autos gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Verletzt wurde niemand.
Taxi stürzte in Hintertux ab, Lenker schwer verletzt
Am 01.01.2022, im Zeitraum von 00:00 Uhr bis 02:00 Uhr beschädigte ein derzeit unbekannter Täter in Schwaz, Freundsberg, eine Straßenlaterne. Der unbekannte Täter befestigte an der Straßenlaterne einen Feuerwerksböller und entzündete diesen. Durch die Detonation des Böllers wurde die Straßenlaterne komplett umgerissen und schwer beschädigt. Die geschätzte Schadenssumme liegt im unteren vierstelligen Eurobereich.
Bereits um 18.30 Uhr ereignete sich im Zillertal ein schwerer Unfall mit einem Pkw auf einer Rodelbahn: Ein 66-jähriger Taxilenker war auf der als Rodelbahn benützten Forststraße in Hintertux unterwegs, als er plötzlich ins Rutschen geriet und rund 100 Meter abstürzte.
Während des Absturzes dürfte der Lenker aus dem Fahrzeug geschleudert worden sein. Dabei zog er sich schwere Verletzungen zu. Er wurde von der Bergrettung und der Feuerwehr geborgen, zum Helikopterstützpunkt „Alpin 5“ transportiert und von dort in die Klinik Innsbruck geflogen. Im Einsatz standen die Bergrettung Tux mit acht Einsatzkräften, die Feuerwehr Tux mit ca. 30 Einsatzkräften, Mitarbeiter der Rettung Tux und Mayrhofen sowie drei Notärzte und der Notarzthubschrauber Alpin 5.
Ein weiterer Unfall auf einer Rodelbahn in Niederau beschäftigte die Einsatzkräfte dann gegen 20.15 Uhr: Eine Person musste nach einem schweren Sturz ins Krankenhaus Kufstein eingeliefert werden.
Ohne Probleme verlief hingegen in Innsbruck das traditionelle, öffentliche Feuerwerk auf der Seegrube hoch über der Stadt. Auch in der Innenstadt von Innsbruck verlief es laut Huber vergleichsweise ruhig – was aber sicher auch der frühen Sperrstunde um 22 Uhr geschuldet war. (TT.com)
Feiern in der Wiener Innenstadt weitgehend friedlich
Die Wiener Innenstadt war am Silvesterabend ziemlich voll. Eine Stunde nach Mitternacht setzte allerdings leichter Regen ein und es waren schon deutlich weniger Menschen unterwegs, berichteten Teilnehmer der APA. Nachdem die Lokale schon um 22 Uhr coronabedingt schließen mussten, haben die Menschen bei ungewöhnlich warmen Temperaturen die letzten Stunden im Freien gefeiert.
Die angekündigten Corona-Demos hielten sich kurz vor Mitternacht in Grenzen. Es waren 50 bis maximal 100 Personen beteiligt. Laut Polizei verlief die Versammlung anfangs friedlich. Auf Twitter verbreitete Videoaufnahmen zeigten, wie etwa 50 bis 100 Demonstranten mit Musik und Österreich-Fahnen begleitet von der Polizei durch die Innenstadt zogen. Bisher sei alles ruhig verlaufen, hieß es auf APA-Anfrage vor Mitternacht seitens der Polizei.