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ORF-Chef Weißmann kündigt Relaunch für ORF 1-Vorabend an

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann.
© ROLAND SCHLAGER

Das Sport-Modul des geplanten ORF-Players soll bereits zu den Olympischen Winterspielen starten. Ein „Kult-Comeback" kündigte der ORF-Chef für Dezember an: Die Beamten-Sitcom „MA 2412" soll für drei Specials reaktiviert werden.

Wien – Der neue ORF-Generaldirektor Roland Weißmann will den ORF 1-Vorabend einem Relaunch unterziehen. Dieses Vorhaben, an dem sich schon öfters versucht wurde, kündigte er bei seiner ersten Pressekonferenz an. Das Sport-Modul des geplanten ORF-Players soll bereits zu den Olympischen Winterspielen starten und eine auch YouTube umfassende Social-Media-Strategie im März präsentiert werden. Trotz der wohl bald eintretenden GIS-Erhöhung ist aber auch Sparen für den ORF angesagt.

"Auf ORF 1 funktionieren sehr viele Dinge sehr gut", meinte Weißmann. Der Vorabend weist aber noch Potenzial nach oben auf, kümmert sich doch Stefanie Groiss-Horowitz, ORF-Programmdirektorin und interimistische ORF 1-Channelmanagerin, mit ihrem Team um einen "soften" Relaunch. Kein kompletter Umbau sei geplant, der "Audience-Flow" solle aber definitiv besser gestaltet werden. Derzeit experimentiere man mit verschiedenen Formaten, erste Ergebnisse sollen im April vorliegen, so Weißmann.

"Starmania" mit neuer Jury und "MA 2412"-Comeback

Verhalten experimentell wird die neue "Starmania"-Staffel mit Start im März ausfallen. Sie wird erweitert um modernen Schlager, soll noch stärker auf die Persönlichkeiten fokussieren und eine komplett neue Jury aufweisen. Wie "Starmania" kehrt auch "Vienna Blood" mit einer dritten Staffel zurück. An einer "Vorstadtweiber"-Nachfolge namens "Biester" wird gearbeitet. Ein "Kult-Comeback" kündigte der ORF-Chef für Dezember an: Die Beamten-Sitcom "MA 2412" soll für drei Specials reaktiviert werden.

Besonders aufwendig dürfte die laut Weißmann "Neuaufarbeitung" von Hugo Portischs zeitgeschichtlichen Dokumentations-Serien "Österreich I" und "Österreich II" werden. 40 Jahre nachdem die Journalisten-Legende damit TV-Geschichte schrieb, will der ORF 40 Folgen zu je 40 Minuten multimedial aufbereitet vorlegen. Die ersten fünf Folgen sollen im Herbst starten. Mehrere Teile wird auch eine "große audiovisuelle Landvermessung" aufweisen, die sich in jeder Folge einem Bundesland und deren Menschen aus allen Schichten und Altersgruppen widmet. Im Newsbereich soll es zu Mitternacht wieder fix die "ZiB 3" geben. Derzeit variiert die Sendezeit der "ZiB Nacht".

200 Mio. Euro Einsparungen geplant

Um all diese Vorhaben wirtschaftlich solide umsetzen zu können, müsse der ORF trotz einer wohl schon bald eintretenden GIS-Gebührenerhöhung in der Höhe von acht Prozent "weiter optimieren", so Weißmann. 200 Mio. Euro betrage das Einsparungsvolumen für die kommende Gebührenperiode und damit fünf Jahre.

Bereits Anfang Februar startet ein für den geplanten ORF-Player konzipiertes Modul durch. Ein "Sport-Screen" wird rechtzeitig zum Beginn der Olympischen Winterspiele als Sonderkanal auf orf.at angelegt. Zu sehen sind dort Livestreams aller wichtigen Entscheidungen sowie Video-Clips und Highlights. Im ersten Halbjahr soll das "Sound"-Modul folgen, das Audioinhalte des ORF als App und Web-Angebot "möglichst userfreundlich" bündeln solle, kündigte der ORF-Chef an. Dabei finden sich neben Podcasts auch Sendungen wie die "ZiB 2" oder der "Report" - nur eben ohne Bild.

Das Modul "Topos", das unlängst von der Medienbehörde KommAustria grünes Licht bekam, soll bis Ende des Jahres starten. Damit der ORF-Player aber zur vollen Entfaltung finden kann, appellierte Weißmann erneut an die Regierung, dem ORF mit einer Gesetzesnovelle mehr Spielraum im Digitalen zu ermöglichen. "Optimistisch" sei er, dass es auch soweit kommt, verhandle er doch regelmäßig mit relevanten Stakeholdern und habe schon ein erstes Gespräch mit der neuen Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) geführt.

Social-Media-Strategie

Im März will Weißmann eine Social-Media-Strategie vorlegen, die auch Vorhaben für YouTube beinhaltet, um jüngeres Publikum für den ORF zu gewinnen. Ob strengere Richtlinien für die Aktivitäten von eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den sozialen Medien nötig sind, schaue er sich zu gegebener Zeit an, glaube aber, dass die gegenwärtigen ausreichend seien.

Der neue multimediale Newsroom am Küniglberg soll mit Juni besiedelt werden. Ein Entwurf für die Organisationsanweisung, die laut Der Standard etwa eine neu geschaffene Hauptabteilung "ORF News" in der Generaldirektion mit drei gleichberechtigten Chefredakteuren für TV, Radio und Online vorsieht, wurde bereits an den Redakteursrat und Betriebsrat verschickt. Gespräche darüber sollen folgen.

Nicht nachvollziehen könne Weißmann die laut Ö1-Medienmagazin #Doublecheck von ORF-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern geäußerte Kritik in Hinblick auf die organisatorische Neuansiedlung des Magazins "konkret" bei den tagesaktuellen Themen. Diese soll nach Protesten auf 1. Februar verschoben worden sein. "Ich verstehe, dass es bei Änderungen Diskussionsbedarf gibt, die Kritik verstehe ich nicht", sagte der ORF-Chef. Er habe Gespräche mit der Redaktion, den Sendungsverantwortlichen sowie Betriebs- und Redakteursrat geführt.

Kein Beratervertrag liege derzeit wie gemunkelt zwischen ORF und Weißmanns Vorgänger, Alexander Wrabetz, vor. "Das heißt aber nicht, dass ich eine künftige Zusammenarbeit ausschließe", so Weißmann. Wrabetz hat noch nicht preisgegeben, wo er nach 15 Jahren als ORF-Generaldirektor künftig arbeiten wird. (APA)

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