Auto-Test

KIA EV6: Ganz oben in der Elektro-Liga

Kias Kunstwerk auf Rädern: Das Design in Form eines viertürigen Gran Turismo raubt nicht nur vielen Passanten den Atem.
© Fellner

Mit dem EV6 zeigt Kia, was im Bereich massentauglicher Elektrofahrzeuge möglich ist. Nicht nur Leistung und 800-Volt-Ladetechnik sind vom Feinsten – das ganze Auto ist von außergewöhnlicher konstruktiver Dichte.

Von Reinhard Fellner

Innsbruck – Der neue Kia EV6 sorgt gleich in mehrerer Hinsicht für Aufsehen. Wie im Benziner-Bereich mit dem Stinger haben die Koreaner mit ihrem Elektro-Flaggschiff ein optisches Meisterwerk auf die Räder gestellt. Das viertürige Schrägheck im Stil eines Gran Turismo ist mit seinem langen Radstand und dem aufregenden Heckabschluss derzeit fast von einzigartiger Erscheinung. Selten passierte es im TT-Test, dass man parkend von staunenden Passanten umrundet wurde.

Innen sind die Raumverhälnisse opulent, die Beinfreiheit hinten geradezu generös. Dazu verströmt die äußert schön designte, schwebende Mittelkonsole mitsamt dem durchdachten Armaturenbrett fast schon Oberklasse-Flair. Gekonnt eint Kia Klassik und Moderne. Hochauflösende Bildschirme treffen auf zwei Drehregler, eine Bedienleiste, ein induktives Handyfach und gut steuerbare Tasten am Lenkrad. Dieses sollte man festhalten, wenn der EV6 lautlos davonstürmt. In der getesteten Allradversion mit 239 kW (325 PS) beschleunigten zwei Elektromotoren (vorne 74, hinten 165 kW) in 5,2 Sekunden auf 100 km/h. Gewaltige 605 Newtonmeter stehen ansatzlos an. Eindeutig ein Fall für Allradantrieb, der übrigens auch im Schnee kompetent Steigungen erklimmt. Aber nicht nur das Fahren wirkt hochklassig. So trennt den EV6 eine 800-Volt-Ladetechnik von der übrigen Konkurrenz. Sie ermöglicht Gleichstromladungen bis zu 240 kW, was doppelt so schnell wie bei den meisten vergleichbaren Konkurrenten ist. An adäquaten Säulen kommt man so innerhalb einer knappen halben Stunde Ladezeit auf 80 Prozent Akkukapazität. Keine Frage: So schnell wie der EV6 und sein Technikbruder Hyundai Ioniq 5 laden derzeit nur E-Mobile zum zumindest doppelten Preis.

Im Praxistest hatte dies der Koreaner bei winterlichen Temperaturen aber auch nötig. So lag die Normreichweite von 506 Kilometern in weiter Ferne. Bei sanfterem Gasfuß waren immerhin 321 Kilometer Fortkommen drin – diese aber mit höchstem Genuss. Wer sich gerne spielt, der kann dies an den Lenkradwippen tun. Vier Stufen erlauben Rekuperieren von widerstandslosem Segeln bis stark einbremsendes Ein-Pedal-Fahren.

Einziger echter Schwachpunkt des EV6: In der manuellen Version sind die Türhebel extrem unpraktisch. Mit 43.990 Euro startet der 125-kW-Hecktriebler, ab 53.790 Euro gibt es den starken Allradler – alle haben sieben Jahre Garantie.

Die Technik

Motor: ein Elektromotor je Achse

Batteriekapazität: 77,4 kWh

Drehmoment: 605 Nm ab 0 U/min

Leistung: 239 kW/325 PS

L/B/H: 4695/1890/1550 mm

Gewicht: 2090/2530 kg

Kofferraumvolumen: 490–1300 l

Laden/Gleichstrom: max. 240 kW

Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h

0–100 km/h: 5,2 Sekunden

Verbrauch (Norm): 17,2 kWh/100 km

Kraftübertragung: Allradantrieb

Preis: (GT-line Pro) 61.490 Euro

CO2-Emission: 0 g/km

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