Brief an Tirol

Österreichweite Aktionen der Elementarpädagogen: Wir sind bereit zu kämpfen!

(Symbolfoto)
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ElementarpädagogInnen erwarten keinen Dank, kein Geklatsche und von einem Corona-Bonus war ohnehin nie die Rede.

Von Karoline Zorzi

Stattdessen fordern sie, dass ihre Anliegen gehört und Reformen jetzt eingeleitet werden. Unter dem Motto „Jammern war gestern, jetzt heißt es aktiv werden!“ finden morgen, am „Tag der Elementarbildung“, österreichweit Aktionen statt. Seit 1999 verlangen Berufsgruppenverbände ein einheitliches Bundesrahmengesetz. Die ständig aktualisierten Entwürfe liegen im Bildungsministerium und bei den Parteien auf, wurden jedoch noch nie bearbeitet.

In den Kernpunkten geht es bei den Forderungen um Folgendes: 1. die Reformierung der Ausbildung. 2. österreichweit einheitliche Qualifikationen und Berufsbezeichnungen. 3. die Anerkennung der Bildungsarbeit und damit die Eingliederung in das Bildungsministerium bzw. in die Bildungsdirektionen der Länder. 4. die Vereinheitlichung der Mindeststandards, wie etwa der Betreuungsschlüssel und 5. die Anhebung der Gehälter. Dass gerade in den vergangenen Monaten von Seiten der Tiroler Landesregierung an der Novellierung des Tiroler Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetzes gearbeitet wurde, wirkt wie ein Hohn für alle, die in der Elementarbildung tätig sind. Obwohl die Corona-Krise die Missstände nochmals deutlich verschärft hat, wird noch immer nicht auf Bundesebene gehandelt. Stattdessen werden Zuständigkeiten vom Bund an die Länder und von diesen an die Gemeinden abgeschoben.

In der Realität heißt dies, dass es für elementare Bildungseinrichtungen keine klaren Verordnungen gibt und die LeiterInnen der einzelnen Einrichtungen eigenverantwortlich Entscheidungen treffen müssen. Im politischen und öffentlichen Diskurs war immer nur von „Kinderbetreuung“ die Rede. Tatsächlich haben die PädagogInnen ihren Bildungsauftrag auch während der vergangenen 22 Monate sehr ernst genommen und ihr Bestes gegeben, um der frühkindlichen Bildung auch unter extremen Bedingungen gerecht zu werden. Fehlende Wertschätzung zeigt sich auch beim Thema MitarbeiterInnenschutz, der de facto nie stattgefunden hat. So kam es seit Beginn der Pandemie zu so vielen Corona-Infektionen wie in keiner anderen Berufssparte. Während KollegenInnen in Quarantäne waren, mussten andere unzählige Überstunden leisten, um den Kindern und Eltern ein möglichst unbelastetes Umfeld und Sicherheit zu bieten. Von Seiten der Bundes- oder Landesregierung wurden weder Antigen- noch PCR-Tests für die MitarbeiterInnen zur Verfügung gestellt.

Nun ist das Risiko der Ansteckung nochmals drastisch erhöht und trotzdem werden morgen wieder alle gesunden ElementarpädagogInnen zum Dienst erscheinen. Wie lange noch, ist die Frage. Denn die Zumutbarkeitsgrenze ist überschritten und der Kampfgeist in allen Bundesländern geweckt! Wie viele Tage würde unser System wohl funktionieren, wenn alle ElementarpädagogInnen Österreichs gleichzeitig die Arbeit verweigerten?

Zur Person

Mag. Karoline Zorzi ist Leiterin der Kinderkrippe und vom Kindergarten Seefeld.

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