Stadtbildschutz

Vier Rücktritte im SOG-Beirat: Erfolgsgeschichte am Scheideweg

Zurückgetreten: SOG-Beirat Werner Burtscher.
© Rainer Mayr

Die vier ArchitektInnen im SOG-Beirat wollen sich ihr „Ehrenamt“ nicht mehr leisten.

Von Edith Schlocker

Innsbruck – Für Architekt Werner Burtscher ist das Tiroler Stadt- und Ortsbildschutzgesetz (SOG) „ein kluges, wichtiges, einzigartiges“, um das Tirol von den anderen Bundesländern beneidet wird. Geht es in dem 1976 vom Tiroler Landtag beschlossenen Gesetz doch darum, dass ein Sachverständigenbeirat darüber wacht, was in den 21 ausgewiesenen Schutzzonen im Land, aber auch mit Ortsbildern und Gebäudegruppen, die für das authentische Erscheinungsbild charakteristisch sind, passiert.

Wobei die vom SOG-Beirat erstellten Gutachten nicht – wie etwa die des Innsbrucker Gestaltungsbeirats – nur empfehlenden Charakter haben, sondern verbindlicher Teil von Bauverfahren in diesen sensiblen Umfeldern sind. Egal, ob es um ganz kleine Vorhaben oder um große raumplanerische Projekte geht.

Einer der Gründe, warum der fünfköpfige SOG-Beirat so gut funktioniert, ist die Diversität seiner Zusammensetzung. Ein Vertreter des Landes (etwa der Dorferneuerung), der Universität und des Denkmalamts sind bei jeder der Sitzungen dabei, ebenso wie zwei ArchitektInnen. Das Vorschlagsrecht für deren Nominierung hat die Architektenkammer, die neben Burtscher Monika Gogl (Ersatzmitglieder Mario Ramoni und Julia Fügenschuh) empfohlen hat. Alle vier selbstständig arbeitende Tiroler BaukünstlerInnen, die mit Ende des vergangenen Jahres ihre Beiratstätigkeit zurückgelegt haben. Allerdings nicht aus Kritik an der Arbeitsweise des Beirats, sondern schlicht und einfach darum, weil sie sich dieses „Ehrenamt“ nicht mehr leisten können bzw. wollen, wie Burtscher sagt.

An 42 SOG-Sitzungen, die jeweils vier bis fünf Stunden gedauert haben, habe er 2021 teilgenommen, vergütet um netto etwa 15 Euro pro Stunde. Dass sich daran etwas ändern muss, habe er bereits 2019 angekündigt, als er seine Beiratstätigkeit aufgenommen hat. Allerdings ohne Erfolg. Gefordert wird der von der Architektenkammer ausverhandelte Basisindexwert für Honorare von 90 Euro pro protokollierter Stunde, was für das Land 25.000 Euro mehr pro Jahr bedeuten würde.

Hannes Tratter bedauert als der für den Hochbau zuständige Landesrat zwar den Rücktritt der vier Beiräte, um gleichzeitig auf die „erhebliche Tariferhöhung“ im Zug der SOG-Novelle vom Herbst 2020 zu verweisen. Die damals vorgenommene Indexierung des Honorars wurde von der Architektenkammer allerdings abgelehnt. Trotzdem sei er „auch künftig für weitere lösungsorientierte Gespräche bereit“, so der Landesrat.

Im Jänner haben bereits drei Sitzungen des SOG-Beirats stattgefunden – allerdings ohne Burtscher bzw. seine KollegInnen, die für den Erfolg dieses Gremiums so wichtigen Vertreter aus der Praxis. Und das in einer Zeit, in der der Druck von Investorenseite immer größer wird, der Anspruch auf Expertise wächst.

An der Architektenkammer liegt es nun, neue KandidatInnen aus ihren Reihen als SOG-Beiräte vorzuschlagen. Davor soll ein gemeinsam von aut, der ZV der Architekten sowie der Architektenkammer an LR Tratter gerichteter Brief versuchen, die Wogen im Sinn der Baukultur im Land zu glätten.