Kunst

Karl Unterfrauner in der Galerie Widauer: In Rauch aufgelöste Zeit

Vor dem Entfachen oder nach dem Erlöschen des Feuers? Der Fotograf Karl Unterfrauner bei Widauer.
© galerie widauer

Von Edith Schlocker

Innsbruck – Jeder von uns hat wohl Assoziationen in Verbindung mit Lagerfeuern. Da geht es vielleicht um romantisch verklärte Kindheitserinnerungen, aber auch um Bilder, die Einsamkeit, das Gefühl des Ausgesetzt-Seins suggerieren. Der Südtiroler Karl Unterfrauner, dessen Medium der Kunst die Fotografie ist, mag Lagerfeuer. Besonders die Metaphorik, die dem Zustand zwischen dem Aufgehen des Rauchs und dessen Verlöschen innewohnt.

Ein dynamischer Prozess, der in den Fotografien des 56-jährigen Autodidakten zur unwiederbringlichen Momentaufnahme reduziert ist. Um auf diese Weise so etwas wie Zeit einzufrieren, sozusagen für die Ewigkeit zu konservieren. Karl Unterfrauner liebt das Arbeiten in Zyklen, das Ausreizen eines Themas in unterschiedlichen Facetten. Um etwa Feuerstellen aus zwei komplett unterschiedlichen Ansätzen künstlerisch zu hinterfragen. Einerseits in der Form hyperrealistischer Schwarz-Weiß-Fotos, andererseits in abstrakten, am Computer generierten Bildern, die auf einen ersten Blick wie gemalt daherkommen.

Zelebriert als subtiles Spiel mit der Farbe Grün, die exakt jener von Blättern entspricht, die der Künstler im Vorfeld hat wissenschaftlich analysieren lassen. Um im auf Alucore-Platten per UV-Druck aufgebrachten Bild zur Essenz von Natur reduziert zu werden, die sich von oben nach unten immer mehr – sozusagen in Rauch – auflöst. Wobei, da die Trägerplatten verspiegelt sind, ganz unten der Betrachter zu einem kleinen Teil des Ganzen wird. Dynamik in die letztlich gefrorene Szenerie einbringend, das Moment der Veränderung, des Lebendigen. Weshalb jedes der Bilder letztlich immer neu ist, nicht nur mit jedem Betrachter, sondern auch bei wechselnden galeristischen Lichtverhältnissen.

Reizvolle Antipoden zu diesen kleinformatigen Bildern sind die etwa doppelt so großen Schwarz-Weiß-Fotografien. Die ganz konkret an tief in Wäldern angelegte Feuerstellen entführen. Die so weit von jeder menschlichen Zivilisation entfernt zu sein scheinen, dass sie komplett zeit- wie ortlos daherkommen, überall und nirgendwo, heute wie vor 5000 Jahren hätten angelegt werden können. Der von diesen Feuerstellen aufgehende Rauch ist in den unterschiedlichsten Zuständen festgehalten. Angefangen von dichten, vom Wind verblasenen Schwaden bis zu deren endgültigem Verschwinden. Etwa in dem drei mal zwei Meter großen Druck auf Alu, wo die Zeit stillzustehen scheint, würde sich nicht das Rot der galeristischen Fensterumrahmung wundersam lebendig in ihm spiegeln.

Galerie Johann Widauer. Erlerstraße 13, Innsbruck; bis Ende März, Di–Do 14-18 Uhr, Fr 9–13 Uhr.

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