Armenien

Caritas hilft in Armenien: Tiroler Hilfe, die ankommt

Projektreferentin Elisabeth Haun koordiniert mit der Caritas Armenien die Hilfe vor Ort.
© Caritas Tirol

Armut, Krieg und nun auch die Pandemie stellen Armenien vor Herausforderungen. Die Caritas Tirol unterstützt die Menschen vor Ort mit einer Reihe von Hilfsprojekten.

Innsbruck, Vanadzor – Sie sind noch Relikte aus Zeiten, in denen Armenien eine Sowjetrepublik war: jene großen Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche untergebracht sind, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr bei ihren Eltern leben können. Entweder weil diese nicht mehr leben, die Kinder in den Familien Opfer von Gewalt wurden oder die finanziellen Mittel nicht ausreichen, um ein Kind in der Familie großzuziehen. Die Regierung des Drei-Millionen-Einwohner-Staates ist um soziale Reformen bemüht und hat sich die Schließung der Massenunterkünfte für Kinder- und Jugendliche vorgenommen. Ein Ziel, bei dem Spenden aus Tirol einen Beitrag leisten, um es zu erreichen.

Gemeinsam mit der Caritas-Organisation vor Ort hat die Caritas Tirol in Vanadzor im Norden des Landes 2018 eine Kinder- und Jugendwohngemeinschaft gegründet. Sechs Mädchen und vier Buben im Alter zwischen acht und 17 Jahren finden dort ein familiäres Umfeld, das ihnen ein sicheres Aufwachsen ermöglicht. Im „Haus Sabine“ werden Geschwisterpaare nicht getrennt, der Kontakt mit Eltern oder anderen Verwandten – so es sie gibt – wird gefördert. Die Kinder tragen zum Gelingen des Alltags bei und helfen beim Kochen oder Abspülen.

„Armenien hat sich bis heute nicht von den Folgen des Zusammenbruchs der Sowjetunion erholt“, sagt Elisabeth Haun. Die Projektreferentin der Caritas Tirol koordiniert die Hilfe vor Ort und kümmert sich darum, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Und das wird sie praktisch überall. Denn nicht nur das Sowjet-Erbe, auch ein Krieg setzt dem armen Land zu: Der eingefrorene Konflikt mit Aserbaidschan um die Region Bergkarabach ist im September 2020 wieder aufgebrochen. Von über 90.000 Menschen, die nach Armenien geflohen sind, konnten bisher 35.000 nicht wieder zurück in ihre Heimat. Auch hier unterstützt die Caritas die Menschen dabei, sich eine Zukunft in einer neuen Heimat aufzubauen.

Groß ist die Armut auch in der nordwestlichen Provinz Schirak mit seiner Hauptstadt Gjumri. Dort zerstörte 1988 ein Erdbeben die meisten Häuser. „Bis heute leben dort viele Menschen in den damals provisorisch errichteten Unterkünften“, erzählt Elisabeth Haun. Bei Temperaturen von bis zu minus 30 Grad in praktisch nicht isolierten Baracken ist die Not groß, weshalb die Caritas mit Heizkostenzuschüssen durch den Winter hilft.

„Ich wundere mich oft, wie die Menschen bei ihrem geringen Einkommen überhaupt das Auskommen finden“, sagt Elisabeth Haun – denn verglichen mit der geringen Entlohnung sind die Lebenshaltungskosten hoch. Dazu hat die Pandemie das Problem der Arbeitslosigkeit verstärkt. Viele Männer, die ihre Familien ernähren konnten, indem sie zehn Monate im Jahr in Russland als Gastarbeiter auf Baustellen arbeiteten, haben Corona-bedingt ihren Job verloren.

Den Menschen in Armenien Perspektiven geben und damit den Kreislauf aus Not, Armut und oft auch Gewalt zu durchbrechen – das ist das Ziel der Caritas-Auslandshilfe. Mit 30 Euro übernehmen beispielsweise Spender den monatlichen Heizkostenzuschuss für eine mehrköpfige Familie, 60 Euro finanzieren das Essen eines Kindes in der WG im „Haus Sabine“ für einen Monat. Caritas-Spendenkonto unter IBAN AT79 3600 0000 0067 0950, Kennwort: Kinder in Not 2022. Nähere Informationen unter www.caritas-tirol.at (np)

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