Olympia 2022

Corona bremste nach Kramer auch Seifriedsberger und Rodlauer aus

Damen-Cheftrainer Harald Rodlauer fehlt bei Olympia.
© GEPA pictures/ Christian Walgram

Österreichs Skispringerinnen werden kurz vor Olympia arg vom Coronavirus gebeutelt. Nach Sara Marita Kramer wurde auch Jacqueline Seifriedsberger positiv getestet. Bei Cheftrainer Harald Rodlauer, der in engem Kontakt mit den Athletinnen stand, geht man auf Nummer sicher.

Peking/Zürich – In Österreichs Olympia-Team der Skispringerinnen hat es am Mittwoch zwei weitere Corona-bedingte Ausfälle gegeben. Nach dem Out der Titelfavoritin Sara Marita Kramer am Vortag ist zunächst Jacqueline Seifriedsberger aus diesem Grund ausgefallen. Später wurde bekannt, dass Cheftrainer Harald Rodlauer als Corona-Kontaktperson passen muss. Ein Nachreisen macht keinen Sinn, denn die Olympia-Konkurrenzen mit Beteiligung der Skispringerinnen gehen schon am Montag zu Ende.

Seifriedsberger wurde vor ihrem Abflug am Flughafen Zürich per Antigen-Test positiv getestet. Damit bleiben Daniela Iraschko-Stolz, Eva Pinkelnig und Lisa Eder im Team. Anstelle von Seifriedsberger nominierte das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) - in Abstimmung mit dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) - die 23-jährige Kärntnerin Sophie Sorschag nach. Für den Wechsel bedarf es noch einer Genehmigung durch das Internationale Olympische Komitees (IOC).

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Rodlauer hatte beim Weltcup zuletzt in Willingen Kontakt mit seinen Athletinnen, aber auch mit der am Abflugtag ebenfalls positiv getesteten Physiotherapeutin. "Wir wollen und können in der aktuellen Situation kein weiteres Risiko eingehen", sagte Mario Stecher, Sportlicher Leiter für Sprunglauf und Kombination im ÖSV. "Gleiches gilt auch für Chiara Kreuzer". Sie sei von Willingen mit Seifriedsberger und der Betreuerin mit dem Bus heimgefahren und sei deshalb nicht nachnominiert worden.

Die Aufgaben des Steirers Rodlauer bei den Spielen wird Co-Trainer Thomas Diethart übernehmen, der frühere Vierschanzentournee-Sieger aus Niederösterreich hatte seine Co-Funktion erst im Dezember übernommen. Zudem soll es laut ÖOC-Aussendung bei den Winterspielen eine enge Zusammenarbeit zwischen den Trainern und Betreuern des Frauen- und Männer-Teams geben.

Für die 31-jährige Seifriedsberger wäre es die zweite Olympia-Teilnahme nach jener mit Rang 13 vor vier Jahren in Pyeongchang gewesen. "Natürlich bricht auch für Jacqueline - wie schon für Sara Marita - eine Welt zusammen. Du bist bereit zum Abflug, fühlst dich gesund, aber du darfst nicht abfliegen. Das wünscht man niemandem", meinte Stecher. "Sie schien rechtzeitig für Olympia in Form zu kommen."

Für Stecher sei mit Kramer die Favoritin schlechthin ausgefallen. Rodlauer wiederum sie es extrem schwer gefallen, als im Augenblick kerngesunder Mensch nicht hinüberfliegen zu dürfen. "Er hat aber auch in den Vordergrund gerückt, dass die, die herüben sind, sich in Sicherheit wiegen dürfen und er nicht der Unsicherheitsfaktor sein wird", erklärte Stecher in einem Mediengespräch. Die beiden schon eingetroffenen Athletinnen seien auch vor Ort negativ getestet worden.

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Alle Athleten vor Ort negativ getestet

Daniela Iraschko-Stolz ist gar nicht in Willingen dabei gewesen, Eva Pinkelnig habe sich schon dort vom restlichen Team abgeschottet. "Sie birgt aber ein gewisses Unsicherheitspotenzial in sich. Da werden wir definitiv auf Abschottung setzen, auch eine eigene Kabine beim Umziehen auf der Schanze haben." Auch die am Mittwoch angekommenen Stefan Kraft und Daniel Huber hätten negative Tests abgegeben, die beiden haben u.a. mit Kramer den Mixed-Bewerb in Willingen bestritten.

Der Olympia-Traum von Jacqueline Seifriedsberger platzte am Flughafen Zürich.
© GEPA pictures/ Matic Klansek

Stecher hatte Kramer die Nachricht vom Olympia-Aus selbst mitgeteilt. "Ich habe es so gut wie möglich einfühlsam gemacht. Ein Mädel in dem Alter mit den Chancen ist natürlich extrem niedergeschlagen", sagte der ehemalige Kombinierer. "Trotzdem wird sie sich bald wieder auf weitere Möglichkeiten fokussieren. Es gibt einen Gesamt-Weltcup, wohlwissend, dass das momentan keine Priorität hat. Trotzdem muss man in die Zukunft blicken."

Psychologische Hilfe vonseiten des ÖSV gebe es derzeit keine. Man müsse "einmal abwarten, bis die Mädels gesunden. Man weiß, dass sie in einem sehr guten Haus wohnen und guten Bezug zur Familie haben. Das hilft über diese Situation hinwegzukommen." Zudem sei Seifriedsberger eine sehr routinierte Athletin, die diese Situation selbst gut einzuschätzen wisse.

Trotz des herben Rückschlags glaubt Stecher weiter an die Stärke des Frauen-Teams mit fünf unter den ersten elf des Gesamt-Weltcups. "Wir können eine gute Figur machen. Wir können nicht minder erfolgreich sein als vor ein paar Stunden", meinte der sechsfache Olympia-Teilnehmer. "Jede, die hierher fährt, hat ein klares Ziel vor Augen. Gerade diese Mädels haben sehr, sehr gute Chancen, vorne mitzuwirken. Wir sind enorm gut aufgestellt mit dieser Gruppe." (APA)

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