GR-Wahlen 2022

In Wattenberg ist politisch viel in Bewegung

Mit "frischem Wind" möchte die neue Liste "Zukunft Wattenberg" die "festgefahrenen Mehrheitsverhältnisse" im Gemeinderat aufbrechen.
© Zukunft Wattenberg

BM Franz Schmadl (Bürgerliste) bekommt es mit Daniela Fröhlich (Unser Wattenberg) als Gegenkandidatin zu tun. Eine neue Liste will die "festgefahrenen Mehrheitsverhältnisse" aufbrechen.

Wattenberg – Große Spannung versprechen die Wahlen im kleinen Wattenberg (knapp 800 Einwohner): Das gilt nicht nur, weil die letzte Gemeinderatsperiode von teils heftigen politischen Kontroversen geprägt war (Stichwort: Streit um das Kinder- und Vereinszentrum Wattenberg und die Kosten des Großprojekts), sondern auch, weil die Politlandschaft vor den Wahlen gehörig in Bewegung geraten ist. Im Folgenden ein Überblick.

BM Schmadl verweist auf Bilanz der letzten sechs Jahre

Bürgermeister Franz Schmadl und seine "Bürgerliste Wattenberg" verweisen besonders auf einen "guten Draht zum Landeshauptmann und zum Land Tirol".
© Bürgerliste Wattenberg

Bürgermeister Franz Schmadl, Landwirt und seit 2014 als Ortschef im Amt, geht erneut mit der Bürgerliste Wattenberg ins Rennen, die aktuell fünf von elf Mandaten hält. Mit seinem Einsatz habe man gemeinsam viel erreicht, bilanziert Schmadl: Er nennt die Bereitstellung von geförderten Eigenheimen, die Sicherung der Wattentalstraße durch das Geschiebebecken "Innerer Eggenbach", attraktivere Sportanlagen (mit der Errichtung des "Panorama-Hüttls"), die Sanierung des Schulhauses mit Errichtung einer Kinderkrippe sowie des Kinder- und Vereinszentrums (KiVZ), den Umbau des Feuerwehrhauses, den Bau einer Wertstoffsammelstelle oder die Präsentation des ersten Wattenberg-Buchs. Für die Zukunft gelte sein Einsatz weiterhin der Schaffung von leistbarem Wohnraum, der Erweiterung der Kinderbetreuung (so werde man ab Juli 2022 "erstmals eine leistbare Ferienbetreuung verwirklichen"), dem Ausbau bzw. der Sanierung von Straßen und Gehwegen oder der Sicherung von Siedlungsraum in sensiblen Zonen. In Sachen öffentlicher Verkehr - in Form des "Regiotax Wattenberg" - wolle man nach Möglichkeit "mit Einbindung der Fahrgäste den Fahrplan adaptieren und anpassen". Als weitere Anliegen nennt die Bürgerliste u. a. die Unterstützung der regionalen Landwirtschaft (was etwa mit dem Bauernladen im KiVZ bereits erfolge), den Ausbau des digitalen Bürgerservices, Blackout-Vorsorge oder die Förderung des lebendigen Vereinslebens in Wattenberg.

Schmadl hebt besonders seine "guten Kontakte" zu den landespolitischen Vertretern hervor, die bei Investitionen für die Gemeinde Wattenberg entscheidend seien. So sei es in den letzten sechs Jahren gelungen, rund 4,7 Mio. Euro an Bedarfszuweisungen zu erhalten. Die jährlichen Gemeindeberichte des Bürgermeisters würden für "Transparenz" bei allen Zahlen und Entscheidungen bürgen, versichert die Bürgerliste. "Jammern, schlechtreden, blockieren und auf später verschieben ist einfach und bequem", man wolle stattdessen "etwas weiterbringen".

Fröhlich von "Unser Wattenberg" fordert Bürgermeister heraus

Bürgermeisterkandidatin Daniela Fröhlich ("Unser Wattenberg") will zu einem "respektvollen, kultivierten und konstruktiven Miteinander" finden.
© Unser Wattenberg

Als Herausforderin von Schmadl steigt Daniela Fröhlich mit "Unser Wattenberg" in den Ring. Die Liste erreichte 2016 (damals noch angeführt von Johann Geißler) ebenfalls fünf Sitze, sogar mit exakt sechs Stimmen mehr als die Bürgerliste. Fröhlich, Tanzlehrerin, Unternehmerin und Mutter von drei erwachsenen Kindern, zog damals in den Gemeinderat ein. Sie spart nicht mit scharfer Kritik an Schmadl und seiner Liste: Anfangs habe sie sich "auf gemeinsames Gestalten" gefreut, meint Fröhlich, doch die "ernüchternde Realität" habe "leider ganz anders" ausgesehen. "Zunehmend enttäuscht über das Vorgehen der jetzigen Gemeindeführung", habe sie sich nach langer Überlegungsphase, "hauptsächlich aufgrund zahlreicher Aufforderungen von Wattenberger Bürger:innen", nun doch dazu entschieden, als Bürgermeisterkandidatin anzutreten. Ihr Hauptanliegen sei, "zu einem respektvollen, kultivierten und konstruktiven Miteinander im Sinne aller Wattenberger:innen zu finden".

"Unser Wattenberg" verstehe sich dabei als unabhängige Gruppierung, die ausschließlich dem Wohl der Gemeinde und ihrer Bürger verpflichtet sei. Auch der Wahlkampf werde komplett aus eigenen Mitteln finanziert.

Ziel sei, die natürlichen Ressourcen und finanziellen Mittel der Gemeinde verantwortlich zu verwalten und sich auf die "grundlegenden Erhaltungsaufgaben der Gemeinde" zu konzentrieren, "anstatt Prestigeprojekte zu realisieren, welche die finanzielle Zukunft der Gemeinde gefährden", sagt Fröhlich. Finanzielle sowie personelle Entscheidungen seien "transparent und ohne Listendenken" zu treffen, die wirtschaftliche Situation sowie Vorhaben der Gemeinde "zensurfrei" offenzulegen. Wichtig sei der Liste zudem, "gewachsene dörfliche Strukturen sowie unsere Gasthäuser zu erhalten".

"Zukunft Wattenberg" will neue Mehrheitsverhältnisse

Mit dem klaren Ziel, "die festgefahrenen Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat aufzubrechen", geht die neue, parteiunabhängige Liste "Zukunft Wattenberg" an den Start. Viele Bürger würden sich "von den derzeitigen Gemeindeoberhäuptern nicht gehört" fühlen, meint Listenführer Thomas Wopfner (der nicht als Bürgermeisterkandidat antritt). Sie hätten etwa "die berechtigte Sorge, dass ihre Lebensqualität durch weitere Wohnbauprojekte eingeschränkt wird“ . Als oberstes Ziel gibt er daher den "Erhalt der hohen Lebensqualität in der Berggemeinde und die Pflege und Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur" aus. Leistbares Wohnen für junge Einheimische sei ebenso ein Kernthema, "neue Großbauprojekte soll es in nächster Zukunft jedoch keine geben". Weitere Anliegen seien die Förderung regionaler Lebensmittelproduktion, eine "klimafitte und nachhaltige Waldbewirtschaftung" und der Ausbau von erneuerbaren Energien, erklärt die Agrarbiologin und Umweltberaterin Patricia Erler: "Reine Klientelpolitik zum Vorteil einiger weniger ist von gestern und hat bei uns keinen Platz mehr."

Die Liste, bestehend aus neun Köpfen, sei "ein Zusammenschluss aus jungen, an Sachpolitik interessierten Bürgerinnen und Bürgern", sagt Wopfner. Der Nachrichtentechniker ist ein Newcomer in der Gemeindepolitik, er sei als Mitglied der Bergrettung und des Alpenvereins in der Gemeinde aber "bestens vernetzt". Mit David Steinlechner, Funktionär der Jungbauernschaft und Landjugend, dem Ortsbauernobmann Markus Schafferer und seinem Stellvertreter Johann Zeiter hätten sich drei gut bekannte Wattenberger der Liste angeschlossen. Ziel sei der Einzug in den Gemeinderat "mit einer Stärke, die eine Mitbestimmung ermöglicht", bilanziert die neue Liste.

Bereits im Gemeinderat vertreten (mit einem Sitz) sind die "Freiheitlichen Wattenberger – FPÖ", die am 27. Februar erneut mit Gemeinderat Franz Steinlechner als Spitzenkandidat bei den Wahlen mitmischen werden. (md, TT)