„Brennpunkt“-Kindergärten in Tirol und Vorarlberg: Sprache bleibt heißes Eisen
Eine Studie hat sich mit Entwicklungsniveaus der Kinder und dem Arbeitsumfeld in Kindergärten in Tirol und Vorarlberg beschäftigt.
Innsbruck – In so genannten „Brennpunkt“-Kindergärten mit vielen Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund und niedrigem Bildungsniveau ist das Klima in den allermeisten Fällen gut. Das zeigt eine Erhebung der Pädagogischen Hochschule (PH) Tirol und der PH Vorarlberg unter Leiterinnen elementarpädagogischer Einrichtungen in diesen beiden Bundesländern.
Für die Studie haben Bernhard Koch (PH Tirol) und Eva Frick (PH Vorarlberg) drei Viertel der Leitungen von Kindergärten befragt, in denen bei mindestens der Hälfte der Kinder Deutsch die Zweitsprache ist (54 Personen). Mit dem Betriebsklima sind demnach 98 Prozent sehr bzw. eher zufrieden, beim Wohlergehen der Kinder sind es 99 Prozent. Anders als die Debatte über den Personalmangel in der Elementarpädagogik erwarten ließe, sind auch gut drei Viertel der Leiterinnen zufrieden mit der Anzahl und Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Zusammenarbeit mit den Eltern wird ebenfalls von drei von vier Kindergartenleiterinnen positiv bewertet.
Zufrieden sind auch 79 Prozent mit den Erfolgen ihrer Arbeit, in konkreten Bereichen orten sie jedoch Verbesserungsbedarf: 52 Prozent sind eher unzufrieden mit der sozial-emotionalen Entwicklung der Kinder. Jeweils 42 Prozent sind laut der Befragung außerdem sehr oder eher unzufrieden bei der Sprach- bzw. kognitiven Entwicklung.
Diese Werte sind laut Koch deutlich höher als bei einer Vergleichsstudie, bei der nicht nur „Brennpunkt“-Kindergärten untersucht wurden. Dementsprechend macht sich auch ein guter Teil der Leiterinnen Sorgen, was die Schulreife betrifft: Etwa 40 Prozent haben nicht einmal bei der Hälfte der Einschulungskinder ein gutes Gefühl.
Beim Deutschlernen nannten neun von zehn Leiterinnen als Problem, dass Eltern nicht um ihre wichtige Rolle dabei wüssten und acht von zehn, dass Eltern trotz Deutschkenntnissen kaum Deutsch mit den Kindern sprechen würden. Auch wenig Kontakte zu anderen deutschsprachigen Eltern bzw. Kindern wird als Manko genannt. Mehr als die Hälfte der Leiterinnen gibt an, dass die Arbeit im Kindergarten mit Kindern und Familien mit Migrationshintergrund schwieriger geworden sei. In manchen Kindergärten kommt laut Studie dazu, dass es dort viele Kinder mit einer gemeinsamen anderen Erstsprache als Deutsch gibt, was das Deutschlernen beeinträchtige. In Tirol und Vorarlberg gibt es eine solche Konzentration der Studie zufolge vor allem bei Kindern mit türkischer Erstsprache.
Die Studie zeige bei vielen Kindergärten mit sprachlicher Vielfalt herausfordernde Faktoren (u. a. niedriges Bildungsniveau, teilweise geringes Engagement der Eltern, Konzentration einer bestimmten nicht-deutschen Erstsprache, schwierige Vermittlung von Bildung aufgrund von Deutschproblemen), die sich gegenseitig verstärken, so Studien-Mitautorin Frick. (APA)