Wien war 2021 erneut Stauhauptstadt Österreichs, Innsbruck auf Platz vier
Wer in Wien 2021 stets zu Stoßzeiten ins Auto stieg, verlor im Verlauf des Jahres mehr als vier Tage Zeit. Im internationalen Vergleich betrachtet, kommt man in der Bundeshauptstadt allerdings noch recht zügig voran. Am zähsten floss der Verkehr in Istanbul, Moskau und Kiew.
Wien – In Österreich war die Stauhauptstadt vergangenes Jahr erneut Wien. Das geht aus einer Auswertung von GPS-Daten des Navigationsgeräteherstellers TomTom hervor. Auf den weiteren Rängen folgen Salzburg, Graz, Innsbruck und Linz. Weltweit kämpften im Vorjahr Istanbul, der Großraum Moskau und die ukrainische Hauptstadt Kiew mit dem höchsten Stauaufkommen. Mit besonders geringer Verzögerung ging es in Mekka in Saudi-Arabien voran.
Wer 2021 in Wien ins Auto stieg, musste laut der Auswertung von TomTom im Schnitt bis zu 29 Prozent mehr Fahrzeit für eine Strecke einrechnen als bei frei fließendem Verkehr. Im Vergleich zu 2020 sind das drei Prozentpunkte mehr. Eine an sich 30-minütige Fahrt dauerte damit knapp neun Minuten länger. Bei einer Hin- und Rückfahrt zum Arbeitsplatz pro Tag verbrachten Pendler (auf 230 Arbeitstage gerechnet) im Vorjahr damit 66 Stunden im Stau.
Zu den größten Verspätungen kam es in Wien zwischen Dienstag und Donnerstag in der abendlichen Rushhour. Hier mussten Autofahrer mindestens die Hälfte der normalen Fahrzeit hinzurechnen. Das macht sich auch beim Zeitverlust bemerkbar: Wer in Wien stets zu den Stoßzeiten ins Auto stieg, hat 2021 gleich vier Tage und neun Stunden im Stau verbracht.
Salzburg auf dem zweiten Platz
Auf Platz zwei in Österreich landete heuer wieder Salzburg. Mit 23 Prozent mehr Fahrzeit gegenüber frei fließendem Verkehr und 52 Stunden Jahreszeitverlust. Zwei an sich halbstündige Fahrten zu den Stoßzeiten am Morgen und am Abend kosteten in Salzburg in Summe 21 Minuten extra Zeit. Es folgten Graz mit 22 Prozent mehr Verkehrsaufkommen, 50 Stunden Zeitverlust im Jahr und 21 Minuten Stau zu den Stoßzeiten.
Die Hauptstadt Tirols war die viert stauanfälligste Stadt Österreichs. Mit einem zusätzlichen Verkehrsaufkommen von 19 Prozent in Innsbruck dauerte eine Fahrt zu den Stoßzeiten im Schnitt 18 Minuten länger. Das summierte sich jährlich auf beinahe zwei Tage Stauzeit.
Corona verändert das Verkehrsaufkommen
Allen heimischen Städten ist gemein, dass die Zeit im Stau in der Rushhour im Vorjahr jedoch stark zurückging. Dieser Trend lässt sich auch international beobachten. Laut TomTom hätten es Home Office, Telefonkonferenzen oder flexible Arbeitszeiten vielen Pendlern ermöglicht, Stoßzeiten zu vermeiden. Parallel würden auch neue Formen der Mobilität wie E-Scooter oder Fahrräder immer beliebter. Als Folge davon hätten sich in fast 40 Prozent der Städte weltweit die Hauptverkehrszeiten verschoben.
Allerdings habe in der Pandemie der öffentliche Nahverkehr an Attraktivität eingebüßt, da es vielen Leuten sicherer schien, im Privat-Pkw zu fahren. Viele Städte wiesen im Laufe des Jahres starke Verkehrsschwankungen auf, die von extremen Tiefs während der Reisebeschränkungen bis zu extremen Höchstständen nach Aufhebung von Lockdowns reichten. Allgemein stieg das Stauaufkommen im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020 im Vorjahr nur leicht an und blieb unter dem Niveau von 2019. Von den 404 im Index enthaltenen Städten in 58 Ländern verzeichneten gleich 283 weniger durchschnittliche Staus als noch 2019.
Zusätzliche Emissionen durch Stau
Die stärksten Zunahmen gab es im Vorjahr übrigens in Istanbul, in Palma de Mallorca und im polnischen Stettin. Im weltweiten Ranking landete Wien auf Platz 92, Salzburg auf Platz 165, Graz auf 178, Innsbruck auf 255 und Linz auf 290.
An der Analyse der Daten hat heuer auch erstmals ein Team der TU Graz mitgewirkt, das eine Methode entwickelt hat, die zusätzlichen Emissionen durch die Staus im Verkehr zu berechnen. Herangezogen wurden dafür vier europäische Hauptstädte. In London etwa entstanden durch den Straßenverkehr im Jahr 2021 rund 14,8 Megatonnen an CO2 – wobei 15 Prozent (2,2 Megatonnen) auf Staus zurückzuführen waren. (APA)