Lebensmittel-Rettung geht in Hall jetzt ganz einfach
Im ersten Haller „Fairteiler“-Kühlschrank stehen seit gestern Lebensmittel, die ansonsten im Müll landen würden, zur freien Entnahme bereit.
Von Michael Domanig
Hall – Lebensmittelverschwendung ist ein massives gesellschaftliches Problem – auch in Tirol: Rund 13.500 Tonnen an vermeidbaren Lebensmittelabfällen landen hierzulande jährlich im Restmüll. Doch die Zahl der Initiativen, die gegensteuern wollen, wächst. Eine davon ist die internationale „Foodsharing“-Bewegung: Dabei holen Ehrenamtliche perfekt genießbare, aber nicht mehr verkäufliche Lebensmittel bei (Super-)Märkten ab und stellen sie der Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung. Aber auch jede(r) Einzelne ist eingeladen, die so genannten „Fairteiler“ zu befüllen.
Nun steht erstmals auch in Hall ein solcher frei zugänglicher (Kühl-)Schrank – und zwar südlich des Salinenparks nahe der Burg Hasegg, im Zwickel direkt östlich der Bundesstraße. Gestern wurde er zum ersten Mal befüllt.
Initiatorin war Alev Yagmur-Karsak von der Initiative „Komm Ent Hall“, die sich für soziale Stadtteilentwicklung und Integration einsetzt – sie kennt das Projekt aus ihrer Wohngemeinde Jenbach. Der Haller „Fairteiler“ entstand – wie jener in Jenbach – in Zusammenarbeit mit der Abfallwirtschaft Tirol Mitte (ATM), die sich im Rahmen des EU-geförderten Projekts „Marlene“ intensiv mit Konzepten zur Rettung von Lebensmitteln beschäftigt. Die Stadt Hall fand einen geeigneten Standort mit Stromanschluss – und spendierte auch den Kühlschrank. Um die Betreuung kümmert sich ein „Foodsaver“ (also Lebensmittelretter) aus Hall: „Die Lebensmittel werden von Geschäften aus der Region gespendet. Weitere Kooperationspartner sind immer willkommen. Aber die Idee ist, dass jeder selbst etwas reintut und rausnimmt“, erklärt der Aktivist (der keinen Wert darauf legt, seinen Namen in der Zeitung zu lesen). „Der Fairteiler steht rund um die Uhr allen offen.“
Dabei handle es sich nicht in erster Linie um ein Sozialprojekt, stellt ATM-Geschäftsführer Alfred Egger klar: „Im Vordergrund steht die Rettung von Lebensmitteln.“ Hall nehme hier im Bezirk Innsbruck-Land eine Vorreiterrolle ein.
Laut BM Eva Posch werden städtische Außendienst-Mitarbeiter ein Auge auf den Standort beim Salinenpark haben, „er darf nicht ungepflegt und unhygienisch werden“. Posch sieht das Projekt auch als Anregung, das eigene Konsumverhalten zu überdenken und nur anzuschaffen, was wirklich gebraucht wird – „so dass es Fairteiler irgendwann vielleicht nicht mehr braucht“. Alev Yagmur-Karsak hofft indes, „dass der Start gut funktioniert – und in Hall vielleicht bald ein zweiter Standort hinzukommt“.
Unter foodsharing.at/karte findet man eine Übersicht über die bestehenden „Fairteiler“-Standorte in Tirol.