Grünmandl spielen und mit Grünmandl spielen
Hall – Die Grünmandl-Polizei muss nicht eingreifen, wenn im Haller Stromboli Grünmandl gespielt wird. Oder – genauer gesagt – mit Grünmandl gespielt wird. Weil die engagierten Macherinnen rhetorisch elegant ausweichen: Das Stück heißt „Gut gemeint“ und ist nicht von, sondern „frei nach Otto Grünmandl“. Das stellt auch die Puristen zufrieden – und beweist, dass es Grünmandl und seine einst mit Theo Peer dargebotenen „Alpenländischen Interviews“ aushalten, wenn man sie nicht vom Blatt spielt, sondern auf für gegenwärtigere Fragwürdigkeiten öffnet. Dass einer eine, die ihn nicht reinreden lässt, zum „Luder“ erklärt zum Beispiel und sich danach ins Jägerlatein flüchtet, klingt grünmandlesk – und ist, wir wissen es, dem alpinen Alltag abgetrotzt. Und der Hinweis, alles richtig gemacht zu haben, auch.
Michaela Senn (Regie) und die Schauspielerinnen Juliana Haider und Michaela Posch haben die „Meinungsforschung im Gebirge“ also etwas angereichert. Was vor allem zeigt, dass sich seit den 1970ern, als Grünmandl und Peer ihre Interviews improvisierten, nicht allzu viel geändert haben kann: Dubiose Autoritäten reden viel, sagen wenig und bocken hemdsärmelig rum, wenn das, was sie gemeint, aber nicht gesagt haben, nur halbverstanden wird. Das ist so schmerzhaft nah an der Realität, dass es für die Bühne verfremdet werden muss. Deshalb hat Senn das Stück zum Stück im Stück gemacht, das von Haider und Posch im selbstgezimmerten Rundfunkstudio eher geprobt als gespielt wird. Das erlaubt Überzeichnung und lustvolles Aus-der-Rolle-Fallen. Das große Rätsel Tirol wird dadurch nicht gelöst. Aber es lässt sich etwas leichter mit dem Rätsel leben. Wenigstens für ein kurzweiliges Stündchen. Kurzum: „Gut gemeint“ ist gut gemeint – und ziemlich gut gemacht. Heute Freitag um 20 Uhr kommt es ein zweites und vorerst letztes Mal zur Aufführung. (jole)