Dacia Jogger: Ein universeller Dauerläufer-Generalist
Aus drei macht Dacia einen. Der fünf- bis siebensitzige Jogger ersetzt Logan MCV, Lodgy und Dokker. Motorisierung ist ein 1,0-l-Dreizylinder mit 110 PS.
Von Beatrix Keckeis-Hiller
Nizza – Sparsam zu sein muss nicht heißen, dass man’s spartanisch angeht. So war’s aber in den ersten Dacia-Modellen, die sich ab der Jahrtausendwende – unter dem Dach der Renault-Gruppe – anschickten, die Märkte zu erobern. Es fühlte sich, im ersten Logan, fast wie eine Rückkehr in sehr viel frühere Zeiten des Automobilbaus an. Doch wer’s puristisch und zweckdienlich und pragmatisch mochte, es vor allem preisgünstig brauchte, der konnte sich ziemlich gut zu Hause fühlen. Das will die ursprünglich rumänische Marke mit dem Jogger von vornherein bieten, jedoch auf kommodere Art.
Der neue Franko-Rumäne ist nicht alleine im Hinblick auf die Kulmination der Talente seiner Vorgänger Logan MCV (Kombi), Lodgy (Van) und Dokker (Hochdach-Kombi) ein Generalist. Zu den universell angelegten Eigenschaften des 4,5 Meter langen Kompakten kommt außer möglicher Siebensitzigkeit auch noch ein Touch Abenteuerlustigkeit, mit angehobener Bodenfreiheit (sie misst zwanzig Zentimeter) und Robustbeplankung an den Radhäusern sowie einer Unterfahrschutz-Attrappe. Das suggeriert vielleicht noch nicht unbedingt einen SUV, doch auf alle Fälle einen Crossover. Auch wenn Allradantrieb kein Thema ist. Möglich wär’s, laut Entwickler-Team. Doch das würde wahrscheinlich ein hubraumstärkeres Aggregat erfordern als einen 1,0-Liter-Dreizylinder, ein Benziner mit Turboaufladung und 110 PS Leistung, sortiert mittels manuellem Sechsgang-Getriebe.
Der Jogger soll aber ohnehin kein Kletterer sein, sondern ein solider Dauerläufer, für den holpriges Wegewerk kein Hindernis ist. Davon nahm er im Zuge seiner Jungfernfahrt nicht allzu viel unter die Räder, sieht man von den Nebensträßchen in der Provence in Südfrankreich ab. Hauptzweck der Start-Beschnupperung war in erster Linie, die Universalität des Fünftürers zu demonstrieren. Mit einem Gutteil Autobahn, dörflichen und ländlichen Straßen sowie der einen und anderen kurzen Bergwertung.
Das macht er alles brav. Am Test-Probanden fiel die homogene Federungsabstimmung angenehm auf. Auch trägt der Dreizylinder akustisch nicht allzu dick auf. Lenkung und Bremsen agieren bestimmungsgemäß, wenn auch in der Rückmeldung etwas indifferent. Die Bordmitgift ist reduziert, doch vollständig, mehr braucht man im Prinzip nicht. Die Positionierung des Infotainment-Touchscreens erweist sich allerdings bei starker Sonneneinstrahlung als nicht ganz günstig. Das Raumgefühl dafür ist top in der ersten Reihe und im Fond. In der dritten Reihe sind wir kurz zur Probe gesessen, hier fühlen sich wohl nur sehr kleine Menschen nicht beengt. Optimiert hat man gegenüber den – drei – Vorgängern die Möblierung. Die Sitze in Reihe eins und zwei sind recht großzügig geschnitten. Die Polsterungsfestigkeit wirkt aber nicht allzu konstant, nach mehr als zwei Stunden Fahrt zeigten sich erste Nachgiebigkeits-Erscheinungen.
Mit ab 1200 Kilo (fünfsitzig) gehört der Jogger im Verhältnis zu seiner Größe zu den Leichtgewichten. Dacia verspricht, dass er damit nicht mehr als 5,6 bis 5,7 Liter Benzin schlürfen soll (rund 6,2 waren’s bei angemessener Fahrweise). Noch höhere Genügsamkeit dürfte vom Vollhybriden mit 140 PS zu erwarten sein. Der kommt 2023, wird jedoch deutlich mehr Gewicht auf die Waage bringen.
Der Marktstart: März. Der Preis: ab 14.990 Euro für den Fünf-, ab 17.590 Euro für den Siebensitzer.