Weltweit wurden bis zu 6,7 Millionen Kinder durch Covid-19 zu Waisen
Laut einer Modellrechnung verloren weltweit etwa 6,7 Millionen Kinder ihre versorgenden Angehörigen durch Covid-19. In Österreich sind davon etwa 620 Kinder betroffen.
Atlanta, Wien – Die Pandemie wird noch jahrzehntelang Auswirkungen haben. Weltweit haben bisher wahrscheinlich 6,7 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre ihre versorgende nächsten Verwandte verloren. Das hat eine Modellrechnung ergeben, die am Dienstag im Fachmagazin Lancet erschien. In Österreich dürften bisher mindestens 620 Heranwachsende betroffen sein.
Weltweit wurden bisher bereits fast sechs Millionen Todesfälle durch Covid-19 registriert. "Wir schätzen, dass für jede Person, die im Rahmen der Pandemie gestorben ist, ein Kind als (Halb-)Waise zurückgeblieben ist. Das bedeutet, dass ein Kind alle sechs Sekunden in eine Situation gerät, lebenslang Nachteile zu haben, wenn nicht adäquat und schnell Hilfe erfolgt", wurde die Autorin Susan Hills vom Lancet in einer Aussendung zitiert. Sie hat die Modellrechnung bei den US-Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC/Atlanta) durchgeführt.
620 Kinder in Österreich verloren Angehörige
Die Modellrechnung zeigt auch aktualisierten Daten für Österreich: Demnach dürften in Österreich durch Covid-19 rund 620 Kinder vom Verlust zumindest eines Elternteils oder von Großeltern im Haushalt betroffen sein. Einen oder beide Elternteile hätten rund 390 Kinder und Jugendliche verloren. 420 Heranwachsende betrauerten den Verlust von Mutter und/oder Vater oder sie versorgende Großeltern.
Laut den Forschern gab es weltweit bis Ende Oktober 2021 rund 5,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die durch Covid-19 zu Voll- oder Halbwaisen geworden sind oder die sie versorgenden nächsten Angehörige (z.B. Großeltern) verloren hatten. Laut Juliette Unwin vom britischen Imperial College zeigen weiter laufende Schätzungen, dass bis Jänner 2022 weltweit bereits 6,7 Millionen waren.
Jugendliche tragen große Bürde
Obwohl zu den Betroffenen bis Ende Oktober 2021 fast 500.000 Kinder im Alter bis vier Jahre gehörten und Fünf- bis Neunjährige (740.000 weltweit) ebenfalls häufig mittelbare Opfer der Pandemie geworden sind, stellen die Zehn- bis 17-Jährigen mit 2,1 Millionen die am häufigsten betroffene Altersgruppe dar. Zwischen 1. Mai 2021 und 31. Oktober 2021 hatte sich die Gesamtzahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen verdoppelt.
Heranwachsende, die mit dem Verlust zumindest eines Elternteils oder eines sie versorgenden Angehörigen leben, tragen eine große Bürde mit sich, so die Wissenschaftler. So gäbe es ein erhöhtes Risiko für spätere Armut, Ausbeutung, sexuelle Gewalt oder sexuellen Missbrauch, HIV-Infektion, psychische Leiden und soziale Benachteiligung. Die Wissenschafter fordern die Verantwortlichen weltweit auf, für die Kinder und Jugendlichen mit Verlust ihrer Angehörigen durch Covid-19 entsprechende Hilfsmaßnahmen zu ergreifen. (APA)