Neue Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrabsolventen in Österreich
In Österreich sollen Lehrabsolventen künftig bessere Weiterbildungsmöglichkeiten bekommen. Ein entsprechendes Vorhaben für "Höhere berufliche Bildung" wurde am Mittwoch im Ministerrat beschlossen.
Wien – Die Regierung will Absolventen einer Lehre neue Weiterbildungschancen im nicht-akademischen Bereich eröffnen. Unter dem Namen "Höhere berufliche Bildung" soll daher ein Prozess zur Erarbeitung der Rahmenbedingungen gestartet werden. Hierzu müsse zunächst die Kriterien für die entsprechenden Qualifikationen sowie die Abschlussbezeichnungen der neuen Weiterbildungsschiene ausgelotet werden. Ein entsprechender Vorhabensbericht wurde am Mittwoch im Ministerrat beschlossen.
Derzeit gibt es für Lehrabsolventen nur eingeschränkte Weiterbildungsmöglichkeiten. Sie können etwa entsprechende Angebote im Hochschulbereich wahrnehmen. Dafür wurden maßgeschneiderte Lehrgänge wie der Bachelor oder der Master Professional (für sie braucht es keine Matura, Anm.) geschaffen.
"Systemumbruch in der Berufsausbildung"
Aber nicht alle für Lehrabsolventen relevanten Weiterbildungsangebote stehen an Hochschulen zur Verfügung. Das Wirtschaftsministerium nennt in einer Aussendung etwa eine "Dach-Solar"-Weiterbildung als einen möglichen Pfad zur Weiterbildung für Dachdecker. Dabei lernen die Handwerker eigenständiges Planen, Auslegen, Kalkulieren, Montieren und Herstellen von Solartechnikanlagen für das Energie- bzw. Wärmemanagement. Auf diese Weiterbildung könnte dann ein zusätzliches Modul aufgesetzt werden, dessen Abschluss dann zum eigenverantwortlichen Führen eines Solartechnikunternehmens befähige.
Vorerst werden diese Schritte aber erst geplant: Zunächst sollen die entsprechenden Stakeholder gemeinsam mit Bildungsexperten einen Vorschlag für eine gesetzliche Grundlage schaffen. Der Vorschlag soll dann in Abstimmung zwischen Wirtschafts- und Bildungsministerium in eine Regierungsvorlage münden. "Wir setzen heute den Startschuss für einen Systemumbruch in der österreichischen Berufsbildung", meinte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) in der Aussendung. Ähnliche Modelle gebe es bereits in der Schweiz und in Deutschland. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) sieht eine Chance, "die Durchlässigkeit zwischen Berufsbildung und Hochschulbildung zu fördern und Personen mit beruflichen Qualifikationen mehrere Pfade einer weiterführenden Ausbildung zu ermöglichen".
WKÖ begrüßt neuen Bildungspfad
Begrüßt wird die Initiative von Wirtschaftskammer (WKÖ) und der Industriellenvereinigung (IV). Auf dem neuen Bildungspfad werde es etwa möglich sein, im Handel nach dem Lehrabschluss eine höhere Qualifikation beispielsweise als Filial- oder Regionalleiter mit formalem Abschluss zu erwerben. "Mit der Höheren Beruflichen Bildung werden Fachkräfte somit die Chance haben, besser auf die künftigen Herausforderungen der Arbeitswelt vorbereitet zu sein", meinte die stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin Mariana Kühnel in einer Aussendung. Für die IV ist es entscheidend, dass sich sowohl die großen Erwachsenenbildungsinstitute als auch kleine, spezialisierte Anbieter an der Höheren Beruflichen Bildung sinnvoll beteiligen. Außerdem müssten die diversen Angebote übersichtlich gestaltet werden – etwa in Sachen Zugangsvoraussetzungen und Anschlussstellen. (APA)