Stohl im openspace Innsbruck: Lustwandeln in Absurdistan
Alfred Stohl in Charly Walters openspace auf den Spuren von „Finnegans Wake“.
Innsbruck – Alfred Stohl sei ihm schon vor einigen Jahren aufgefallen, sagt Charly Walter, damals allerdings als erstaunlich belesener Nerd. Der sich vor einigen Jahren autodidaktisch zum Maler und Zeichner gewandelt hat, um sich in letzter Zeit mit fast manischer Besessenheit in die schräge Welt von „Finnegans Wake“ einzugrooven. Dem letzten Werk von James Joyce, das, nicht zuletzt seiner ungewöhnlichen Sprache wegen, als eines der am schwersten verständlichen Werke der Literatur des 20. Jahrhunderts gilt.
Wobei gerade die Uneindeutigkeit der Interpretation so ganz der Art entspricht, wie der Halbzeit-Hauskrankenpfleger Alfred Stohl tickt. Neugierig auf die erstaunlichen – nicht zuletzt mathematischen – Strukturen der Donnerwörter, Rätsel und Codes, die in den metaphorisch aufgeladenen Geschichten von „Finnegans Wake“ versteckt sind.
Wann und wo er das Buch gekauft hat, weiß Alfred Stohl noch ganz genau: Nämlich in London exakt an dem Tag im Jahr 1988, als das Geiseldrama von Gladbeck passiert ist. Die unerwartet viele Zeit, die Covid-19 auch dem inzwischen 58-jährigen Niederösterreicher beschert hat, ließ ihn schließlich den nun im Wiltener openspace zu sehenden, von James Joyce inspirierten Zyklus „the roomship in the forrest“ malen. In Aquarell, einer Technik, die er bis dahin „wie die Pest gehasst hat“, so Stohl, „um sie nun umso mehr zu lieben“.
Die bunten kleinen Blätter sind ein wahres Vergnügen, um in ihnen mit den Augen zu lustwandeln. Und dass Joyce himself die größte Freude an diesen skurrilen, von Drachentötern und Yeti-Prinzessinnen sowie riesigen langbeinigen schwarzen Käfern bevölkerten, mit Märchenschlössern und Abschussrampen für Raumschiffe bebauten Bildgeschichten hätte, darf angenommen werden. (schlo)
Info
openspace.innsbruck. Mentlgasse 12b; Mo–Fr 13–18 Uhr, bis 4. März. Finissage am 4. März, 19 Uhr, mit Vortrag von Alfred Stohl.