50.000 Euro-Ohrringe von Putin: Streit um Kneissls Hochzeitsgeschenk
Die ehemalige FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl soll sich mit dem Ministerium gestritten haben, ob sie den teuren Schmuck behalten darf, den ihr der russische Präsident zur Hochzeit geschenkt hatte.
Wien – Die damalige Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) soll vom russischen Präsidenten Wladimir Putin 2018 als Hochzeitsgeschenk Saphir-Ohrringe im Wert von rund 50.000 Euro bekommen haben. Wie aus Dokumenten hervorgeht, die der Kronen Zeitung vorliegen, wehrte sich Kneissl vehement gegen die Meinung des Außenministeriums, dass der teure Schmuck nicht ihr persönlich gehört, sondern Eigentum der Republik ist. Schließlich wurde ein Leihvertrag abgeschlossen.
Die Bilder der Hochzeit in der Südsteiermark, auf denen Kneissl mit ihrem Stargast Putin das Tanzbein schwingt und einen tiefen Knicks vor ihm macht, gingen um die Welt. Bei seiner Ankunft beim Gasthof Tscheppe hatte Putin für die Braut einen Blumenstrauß und einen Don Kosaken-Chor dabei, als weiteres Geschenk ist etwa ein Samowar überliefert. Bisher nicht bekannt war, dass Putin offensichtlich nicht nur bescheidene Hochzeitsgeschenke wie ein Butterfass dargebracht hat: Wie Schriftstücken des Außenministeriums laut Krone zu entnehmen ist, schenkte der russische Präsident der damaligen Außenministerin auch wertvolle Saphir-Ohrringe.
Das "Juwelenlabor" im Dorotheum schätzte die Klunker – "zwei Ohrclipsgehänge, Weißgold 750", "zwei Saphire, oval (...) Gesamtgewicht 22,9 Gramm" – in einem Gutachten vom 4. Oktober 2019 auf einen Wert von 50.000 Euro.
Das Außenministerium vertrat die Ansicht, dass Kneissl das teure Geschenk nicht einfach behalten darf und teilte ihr mit, dass der Schmuck der Republik gehöre. Kneissl wehrte sich dagegen, schließlich einigte man sich laut dem Zeitungsbericht auf einen Leihvertrag. In der vorliegenden Version des Leihvertrags wurde demnach Ende 2019 festgehalten, dass die Ohrringe erst nach Kneissls Ableben von ihren Erben zu retournieren seien. Ob das auch die aktuell gültige Fassung des Vertrags ist, blieb vorerst offen, denn ein halbes Jahr nach ihrem Auszug aus dem Ministerium tobte laut den Dokumenten ein veritabler Streit zwischen dem Ressort und seiner ehemaligen Chefin über die Juwelen. Kneissl war offenbar unzufrieden mit den vereinbarten Leihbedingungen und sprach in einem Mail von einem "Knebelvertrag".
Kneissl war zuletzt im Zusammenhang mit dem russischen Angriff auf die Ukraine wieder in die Schlagzeilen geraten. Die mittlerweile in Frankreich lebende frühere Diplomatin wurde in einem Bericht des Europaparlaments explizit als Negativbeispiel für die Einflussnahme des Kreml auf die EU genannt. In einem Interview mit dem deutschen Sender RTL hatte sie außerdem bekräftigt, ihren Aufsichtsratsposten beim staatlichen russischen Ölkonzern Rosneft behalten zu wollen. Für Verwunderung sorgten auch ihre Aussagen in dem Interview, warum sie Österreich verlassen habe: "Ich musste flüchten, ich bin nicht freiwillig weg", sagte Kneissl. Sie habe das Land "aufgrund der vielen Anfeindungen und des De-Facto-Arbeitsverbots" verlassen müssen. Zugleich betonte sie, dass sie den Hochzeitstanz mit Putin nicht bereue. (APA)