AK, Mietervereinigung und SPÖ drängen erneut auf Stopp für Mietsprung
Die Richtwertmieten steigen im April um fast 6 Prozent. Betroffen sind mehr als 1 Million Mieterinnen und Mieter.
Wien – Angesichts von enormen Preissteigerungen bei Energie und der insgesamt hohen Teuerung fordern Arbeiterkammer (AK), Mietervereinigung und SPÖ erneut die Aussetzung der Richtwertmietenerhöhung, die mit April ansteht. Normalerweise werden die Richtwertmieten für Altbauwohnungen automatisch alle zwei Jahre per 1. April an die Inflation angepasst. Im Vorjahr wurde diese Anpassung ausgesetzt, um Mieterinnen und Mieter in der Coronazeit zu entlasten.
140 Millionen Euro Miete mehr
Laut AK steigen die Richtwertmieten nun um 5,85 Prozent und die Kategoriemieten um 5,47 Prozent. "Das hieße für mehr als eine Million Mieter:innen rund 140 Millionen Euro mehr an Miete im Jahr zahlen", so die Arbeitnehmervertretung am Donnerstag in einer Aussendung. Auch SPÖ-Wohnbausprecherin Ruth Becher fordert ein "generelles Aussetzen von gesetzlichen Miet-Erhöhungen bis ein neues Wohnrecht beschlossen ist, das den fairen Ausgleich zwischen Mieter*innen und Vermietern sowie die Einbeziehung von Nachkriegsbauten in eine transparente Preisbildung bringt".
"Die Erhöhung der Richtwertmieten bringt bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung in einem Altbau in Wien Mehrkosten von rund 360 Euro im Jahr", so Elke Hanel-Torsch, Vorsitzende der Mietervereinigung Wien. Da der Richtwert für jedes Bundesland unterschiedlich sei, würden sich auch die Mehrkosten unterscheiden. "In Oberösterreich macht die Erhöhung rund 390 Euro aus, in der Steiermark fast 500 Euro. In Vorarlberg, wo der Richtwert am höchsten ist, müssten Mieterinnen und Mieter über 550 Euro mehr zahlen."
Die Erhöhung der Kategoriemieten bringe einem Mieter-Haushalt Mehrkosten von rund 210 Euro pro Jahr. Indirekt würden darüber hinaus 2 Millionen Mieterinnen und Mieter zur Kasse gebeten. "Zur Berechnung der Verwaltungshonorare werden die Beträge der Kategorie A herangezogen. Damit steigen auch die Betriebskosten", sagte Hanel-Torsch.
Der Fachverband der Immobilientreuhänder sieht sich in der Diskussion mit "Pauschalanwürfen" auf die Immobilienwirtschaft konfrontiert. Nicht die gesetzmäßig indexierten Mieten, sondern die Betriebskosten würden die Wohnkosten steigern. Diese Preissteigerungen würden für viele Haushalte eine große Herausforderung darstellen, sowohl für Mieter und Mieterinnen als auch für Eigentümer und Eigentümerinnen. Daher fordert der Interessenverband "ein rasches Handeln der Politik, um zu verhindern, dass die Energiepreise noch weiter auf die Inflation durchschlagen". (APA)