Zeitzeugen

Revoluzzen und experimentieren: Eva Schlegel im Zeitzeugen-Gespräch

Nicht nur Moderator Bernhard Aichner zeigte sich am Mittwoch begeistert von den Anekdoten und der Kunst von Zeitzeugin Eva Schlegel.
© Böhm

Eva Schlegel sprach im jüngsten Zeitzeugen-Gespräch über ihren Weg in die Kunst.

Innsbruck – Das Leben ist ein stetes Experimentieren, das ist die Grundaussage an diesem Abend. Es spricht Eva Schlegel, eine jener Tiroler Künstlerinnen, die seit Jahren auf der internationalen Kunst-Bühne präsent sind. Schlegel war etwa nicht nur Ausstellende im Österreichischen Pavillon der Biennale in Venedig, sondern stand ihm auch schon als Kommissärin vor. Für das Zeitzeugen-Gespräch mit Bernhard Aichner legte sie am Mittwochabend einen Heimatbesuch ein. Angereist quasi frisch aus Madrid, wo die Künstlerin auf der Kunstmesse „Arco“ neue Arbeiten gezeigt – und bestimmt auch verkauft hat. Im Haus der Musik stand nicht nur die Kunst im Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern auch ihr Privatleben.

Geboren ist Eva Schlegel 1960 in Hall in Tirol, aufgewachsen in Rum. Als ältestes von insgesamt vier Kindern. Um die sich die Mutter kümmerte, während der Vater als Bankdirektor arbeitete. Kurzum: Von Kunst zunächst keine Spur, sagt Schlegel. Um die Aussage sofort zu revidieren. „Jede Italienreise war eine Kulturreise“, plaudert Schlegel aus dem Nähkästchen. In Italien jedenfalls kenne sie jede Kirche von innen und außen.

Bis zum Künstlerin-Sein war es für die „Revoluzzerin“, wie sich Schlegel selbst nennt, ein langer Weg. Einer, der sie zunächst an die Akademie für Angewandte Kunst, zu Professor Ossi Oberhuber führte und irgendwann „von Wien, wo alles beige war“ (O-Ton: Schlegel), ins schillernde New York. 1982. Aber nicht um dort Kunst zu machen, sondern um Kunst erst kennen zu lernen, sagt die Tirolerin.

Bis sie dreißig ist, wollte sie es geschafft haben – das war Schlegels ehrgeiziger Vorsatz. Geschafft hatte sie es bereits früher: Schon in ihrem Atelier im Keller der Akademie in Wien verkaufte sie erste Arbeiten. Ihre berühmten Graphitbilder folgten auf die ersten filmischen Experimente. Der immaterielle Raum, die Verfremdung in Form von Unschärfe, die Materialien Glas und Blei begleiten die Künstlerin bis heute. Einen Einblick in ihre Schaffensperioden, von den verschwommenen Frauenporträts bis zu Arbeiten im öffentlichen Raum, gab Schlegel im Haus der Musik über eine Reihe eindrucksvoller Ansichten.

Richtig immateriell wird’s übrigens bei Schlegels jüngsten Arbeiten, die sie an diesem Abend in Innsbruck zeigt. Riesige Kugeln, die von Schrift umsegelt werden. Sie existieren nur im digitalen Raum, werden durch das Handy sichtbar. Ab Juni sind sie in Dornbirn zu sehen. (bunt)