Corona-Krise

Unmut und Gesprächsbedarf groß: Gecko-Experten hadern mit der Corona-Strategie

Ende März soll das unbeschränkte Gratis-Testen zu Ende sein. Kostenfrei sind ab April nur noch fünf PCR- und fünf Antigen-Tests. Die meisten Bundesländer unterstützen die Maßnahme. Experten sind skeptisch.
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Heute tagen die Experten wieder. Vor den Einschränkungen der Gratis-Tests wurden sie nicht gehört. Wien bleibt indes bei strengeren Regeln.

Von Wolfgang Sablatnig

Wien – Die Epidemiologin Eva Schernhammer war am Mittwochabend in der ZiB 2 ganz klar: „Die Gecko-Experten haben eindringlich dazu geraten, dass man Öffnungsschritte erst dann planen soll, wenn ein stabiler Abwärtstrend sichtbar ist.“ Die türkis-grüne Regierung entschied mit den Einschränkungen der Gratis-Tests und der Ankündigung neuer Erleichterungen anders – und sorgt damit für heftige Debatten.

Die Mitglieder von Gecko, der gesamtstaatlichen Corona-Krisenkoordination, treffen einander heute Nachmittag. Unmut und Gesprächsbedarf sind groß, wie bei den Expertinnen und Experten zu hören ist. Sie wollen nicht nur ein Feigenblatt für die Politik sein. Entscheiden müsse zwar die Regierung, heißt es. Dann solle sie sich aber nicht auf die Fachleute berufen, wenn diese einen anderen Kurs vorgeschlagen hätten. Auch bei der neuen Teststrategie war die Runde nicht eingebunden.

Gecko berät vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen. Auch gestern meldeten die Bundesländer wieder mehr als 50.000 neue Corona-Fälle. Das sind zwar weniger als am Tag davor, aber wieder deutlich mehr als am Donnerstag vor einer Woche. Aktuell gelten österreichweit mehr als 430.000 Personen als aktive Fälle, so viele wie nie zuvor.

Die Umsetzung der neuen Teststrategie liegt in der Hand der Bundesländer. Deren Vertreter reagieren vorerst unterschiedlich. Tirol und die meisten anderen Bundesländer stimmen der Beschränkung der Gratis-Tests zu. Auch das SPÖ-geführte Burgenland kann damit leben. Kärnten wartet vorerst auf die genauen Vorgaben des Bundes.

Wien hingegen übt scharfe Kritik. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) forderte von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), die neue Teststrategie noch einmal zu überdenken. Wien hat mit „Alles gurgelt“ seit dem vergangenen Frühjahr ein System für PCR-Tests aufgebaut. Dieses steht nun in Frage. Das Partnerlabor hat vorsorglich 1200 Mitarbeitende zur Kündigung angemeldet.

Ludwig kündigte gestern außerdem an, dass Wien bei den Corona-Regeln strenger bleiben will, als es der Bund vorgibt. In der gesamten Gastronomie bleibt vorerst die 2-G-Regel, im gesamten Handel die Pflicht zur FFP2-Maske; in Krankenhäusern und Pflegeheimen gibt es zusätzliche Beschränkungen für Besuche.