Ukraine-Krieg

Der Kampf ums Überleben im belagerten Mariupol

Den Bewohnern Mariupols drohen die letzten Reserven auszugehen. Tausende versuchen tagtäglich, die Stadt zu verlassen.
© imago

In der umkämpften Stadt gehen laut UNO die Wasser- und Nahrungsmittelreserven zu Ende. Rund 3,2 Millionen Ukrainer sind inzwischen ins Ausland geflohen.

Mariupol – Die Kämpfe in der Ukraine gehen unvermindert weiter. Besonders dramatisch ist die Lage weiterhin in der belagerten Stadt Mariupol am Asowschen Meer im Südosten des Landes. Die Vereinten Nationen zeigen sich mittlerweile extrem besorgt über die Lage in der Stadt. Ein Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP) sagte gestern in Genf: „Die letzten Reserven an Essen und Wasser gehen zu Ende.“ Zudem fehlten Versorgungsgüter und Medikamente, was verheerende Konsequenzen haben könne, hieß es vom UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR). Immer noch könnten keine Hilfskonvois die Stadt erreichen.

Noch immer völlig unklar ist die Zahl der Opfer nach dem Bombardement eines als Schutzort genutzten Theaters in Mariupol. Der Bombenschutzkeller des Gebäudes habe den Beschuss überstanden und 130 Menschen seien bisher gerettet worden, erklärte die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmila Denisowa, am Freitag. Die Arbeiten, um den Zugang zu dem Keller freizubekommen, dauerten demnach an. Schätzungen zufolge hatten etwa 1000 Menschen in dem Theaterkeller Schutz gesucht. In den vergangenen Tagen war Tausenden Zivilisten die Flucht aus Mariupol in eigenen Fahrzeugen geglückt. Viele stecken aber weiter in der Stadt fest.

Kinder bei Angriff auf Kiew verwundet

Bei einem Angriff auf ein Wohnviertel in Kiew wurden laut Bürgermeister Vitali Klitschko ein Mensch getötet und 19 weitere verletzt. Unter den Verwundeten im Kiewer Stadtteil Podil seien vier Kinder, so Klitschko am Freitag in einem Video. Beim Beschuss der Großstadt Kramatorsk im Gebiet Donezk in der Ostukraine sollen zwei Menschen getötet und sechs verletzt worden sein. Russland beklagt seinerseits Kriegsverbrechen der ukrainischen Armee. Beim Beschuss von Wohnvierteln in den Städten Donezk und Makijiwka habe es zahlreiche Todesopfer gegeben. Die Vereinten Nationen haben seit Anfang des Krieges am 24. Februar bis einschließlich Donnerstag mindestens 816 getötete Zivilisten in der Ukraine registriert. Die tatsächliche Zahl dürfte weit höher liegen.

📽 Video | Bomben fliegen auf Wohngebiete - ein Bericht aus Kiew

Insgesamt sind laut UNO 13 Millionen Menschen in der Ukraine von den Kampfhandlungen betroffen. Die Zahl der Ukrainer, die seit dem russischen Angriff vor drei Wochen ins Ausland geflohen sind, beziffern die Vereinten Nationen inzwischen auf 3,2 Millionen. Gestern telefonierte Deutschlands Kanzler Olaf Scholz mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Scholz habe „darauf gedrängt, dass es so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand, zu einer Verbesserung der humanitären Lage und zu Fortschritten bei der Suche nach einer diplomatischen Lösung des Konflikts kommt“, hieß es.

Polen will beim NATO-Gipfel kommenden Donnerstag in Brüssel, bei dem auch US-Präsident Joe Biden erwartet wird, seinen Vorschlag für eine militärisch von der NATO abgesicherte so genannte Friedensmission in der Ukraine offiziell einbringen. Der Vorstoß stieß bisher auf Skepsis, da er eine direkte Konfrontation zwischen der NATO und Russland mit unvorstellbaren Folgen bedeuten könnte. (TT, dpa, APA, Reuters, AFP)