Gehörlose Flüchtlinge in Axams: Ein Dorf hilft nach Kräften
Axams – Täglich kommen Flüchtende aus der Ukraine an. Im einstigen C+M+B Hotel in Axams, zuvor Neuwirt, finden seit vergangener Woche 23 Erwachsene, 12 Kinder und ein Kleinkind Schutz. Es sind großteils Gehörlose aus Kiew und Odessa.
Monika Mück-Egg, Leiterin des Tiroler Gehörlosenverbands, konnte nicht mehr zusehen, wie die Flüchtlingsunterkünfte im Osten Österreichs aus allen Nähten platzen. In Gebärdensprache machte sie einen Facebook-Aufruf, dass Flüchtende in Tirol willkommen seien. Der Gehörlosenverband werde ihnen dabei helfen, nach Innsbruck zu gelangen, und sie in der Folge unterstützen. „Zuerst kamen vier Gehörlose in Innsbruck an, wir konnten sie zusammen vor Ort unterbringen. Es folgten etliche weitere.“ Auf unterschiedlichen Routen hatten sie sich nach Tirol durchgeschlagen.
Mück-Egg arbeitete mit Gebärdensprachendolmetschern aus Tirol zusammen, alle Sparten des Tiroler Verbands unterstützten die Hilfsaktion finanziell und organisatorisch. „Es war schon eine Herausforderung“, erklärt die Leiterin, deren Ehefrau übersetzt. Gebärdensprachen sind international so unterschiedlich wie andere Sprachen. Die Gehörlosen in Axams gebärden nicht nur Ukrainisch, sie verwenden kyrilllische Schrift. Da es für gehörlose Geflüchtete noch schwieriger ist, sich verständlich zu machen, wollten sie in Innsbruck zusammenbleiben.
Am Dienstag überschlugen sich die Ereignisse: Dem Verband wurde das Quartier in Axams angeboten. „Als wir dort gegen 17 Uhr ankamen, war keiner da, wir fragten in den Geschäften, an wen wir uns wenden können“, schildert die Obfrau. „Da tauchte ein junger Mann auf, der sich als Bürgermeister vorstellte, und leitete alles in die Wege.“
Thomas Suitner, seit Kurzem angelobt, ist froh, dass auf die Menschen im Mitttelgebirge Verlass ist. Die Quartiergeberin, der Vinzenzverein, die Pfarre sowie der Freundeskreis Miteinander im Mittelgebirge (MiM) helfen tatkräftig. Essen wird dreimal täglich aus dem Altersheim geliefert. „Als Nächstes werden wir mit den Verantwortlichen reden, damit die Kinder unsere Krippen, Kindergärten und Schulen besuchen können“, so Suitner.
Jetzt heißt es erst einmal ankommen und erholen: Am Freitag spielten die jungen Ukrainer schon Ball vor der Unterkunft, bald geht es ins Schwimmbad. Pfarrer Peter Ferner kommt und bringt ein Rad, eine Frau ein Bügeleisen. (pla)