Ohne Hilfen wieder mehr Pleiten: 80 Tiroler Firmen im ersten Quartal insolvent
Die im Herbst eingesetzte Trendumkehr bei den Insolvenzen hat sich zu Beginn des neuen Jahres fortgesetzt. Einen Nachzieheffekt gibt es auch bei den Privatpleiten.
Innsbruck – In den ersten drei Monaten des Jahres sind hochgerechnet 80 Unternehmen in Tirol in die Pleite geschlittert. Damit befinden sich die Insolvenzzahlen – nach einem historischen Tiefstand im Vorjahr – wieder in einem üblichen Bereich, teilt der Kreditschutzverband von 1870 mit.
Aufgrund der Corona-Hilfen der öffentlichen Hand und der Stundungen von öffentlich-rechtlichen Abgaben wurden in den letzten beiden Jahren kaum heimische Betriebe zahlungsunfähig. Seit dem Herbst 2021 und dem Ende der Stundungen von Steuern und Sozialversicherungsabgaben beobachte man bei den Unternehmensinsolvenzen einen Nachholeffekt, so der KSV: „Diese Trendumkehr begann im vierten Quartal 2021 und setzt sich auch in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 weiter fort.“ Mit 80 Firmenpleiten im ersten Quartal liegt Tirol heuer auf dem Insolvenzniveau des Jahres 2019 und 2017. In den Jahren 2013 und 2014 beendete Tirol jeweils mit mehr als 100 Firmenpleiten das erste Quartal.
Heuer gingen in Tirol bisher ausschließlich Klein- und Kleinstinsolvenzen pleite, es gab keine einzige Pleite eines größeren Produktions- oder Handwerksbetriebs. Das könnte sich im Laufe des Jahres ändern, befürchtet Tirols KSV-Chef Klaus Schaller: „Große Herausforderungen kommen in den nächsten Wochen und Monaten auf unseren Wirtschaftsstandort zu. Steigende Energie- und Rohstoffpreise stellen viele Unternehmen vor enorme Herausforderungen“, so Schaller.
Einen Nachzieheffekt gibt es auch bei den Privatpleiten. 159 Insolvenzverfahren von Privatpersonen gab es an Tiroler Bezirksgerichten – um 88 mehr als vor einem Jahr. Das sei Folge der Novelle im Sommer 2021 zur leichteren und schnelleren Entschuldung.
Bundesweit gingen im ersten Quartal hochgerechnet 1011 Unternehmen pleite. Zudem wurden 2135 Privatinsolvenzen eröffnet. (mas)