Drogen kamen mit Paketdienst nach Tirol: 95 Kilo Cannabis geschmuggelt
Ein Zufallsfund des deutschen Zolls führte zu einem Innsbrucker, der seit 2019 Cannabis im Wert von fast einer Million Euro importiert und verkauft haben soll.
Von Thomas Hörmann
Innsbruck – Die beiden Päckchen waren längst überfällig, abgefangen vom deutschen Zoll. Doch das wusste die Empfängerin, eine 33-jährige Innsbruckerin, nicht. Im November fragte sie beim Paketdienst nach, schöpfte aber Verdacht und suchte das Weite. Schon am nächsten Tag stand die Kripo vor ihrer Tür – Festnahme. Auch ihr Lebensgefährte (26) wurde als mutmaßlicher Haupttäter verhaftet. Der Grund war der Inhalt der Pakete – 14 Kilo Cannabis. Wie die Ermittlungen mittlerweile ergeben haben, soll der 26-Jährige in den vergangenen beiden Jahren 95 Kilo Marihuana nach Innsbruck importiert haben. Für den Schmuggel der heißen Ware missbrauchte er den Paketdienst.
Aufgeflogen ist das lukrative Geschäft Mitte November an der deutsch-französischen Grenze. „Bei einer Routinekontrolle entdeckten Zollfahnder der Dienststelle Freiburg in einem Paket-Lkw zwei Päckchen, in denen sich insgesamt 14 Kilo Cannabis befanden“, erzählt der Innsbrucker Kripo-Chef Christoph Kirchmair. Der Bezug zu Innsbruck war rasch hergestellt – als Empfänger waren auf den Paketen Name und Adresse der 33-Jährigen angeführt. Der Auftakt für umfangreiche Ermittlungen der Innsbrucker Drogenfahnder. Wie eingangs erwähnt, wurde die Frau einen Tag nach ihrem erfolglosen Besuch bei der Innsbrucker Filiale des Paketdienstes festgenommen. Allerdings passte die 33-Jährige nicht wirklich ins Bild einer Drogendealerin. Die Frau war unbescholten, in der Szene und für die Polizei ein unbeschriebenes Blatt.
Somit richtete sich der Fokus der Beamten auf den 26-jährigen Lebensgefährten. Er gilt mittlerweile als Kopf des florierenden Drogenschmuggels im Ausmaß von insgesamt 95 Kilo Cannabis im Schwarzmarktwert von knapp einer Million Euro. Der Innsbrucker war es offenbar auch, der noch vor seiner Festnahme einen Bosnier (41) in die Sache hineingezogen hat. Er beauftragte den 41-Jährigen, die vermissten Päckchen beim Paketdienst abzuholen. Der 26-Jährige saß längst in der Justizanstalt, als der Bosnier aus seiner Heimat nach Innsbruck reiste und beim Paketdienst vorstellig wurde. Das erfuhren auch die Drogenfahnder – der 41-Jährige wurde vorübergehend festgenommen, ist aber ebenso wie die Lebensgefährtin des Hauptverdächtigen mittlerweile wieder auf freiem Fuß.
Bei der Hausdurchsuchung in der Wohnung des Paares beschlagnahmten die Beamten mehrere tausend Euro, ein hochpreisiges Handy und einen Computer. Die Beamten gehen davon aus, dass der 26-Jährige „in den vergangenen beiden Jahren einen sechsstelligen Eurobetrag erwirtschaftet hat“, sagt Kirchmair. Mit dem Geld dürfte das arbeitslose Paar den Lebensunterhalt bestritten haben.
Noch sind einige Fragen offen. Etwa die nach der Herkunft des Suchtgifts. „Wir wissen nur, dass der Paket-Lkw aus Spanien kam“, so Kirchmair weiter: „Wer die Lieferanten waren, steht nicht fest.“
Unklar ist auch, wer die Abnehmer waren. Nur wenige Kunden konnten bisher ausgeforscht werden, der 26-Jährige hält sich dazu weitgehend bedeckt. Seine Partnerin hat hingegen ein umfassendes Geständnis abgelegt.