WM-Quali

1:2-Niederlage gegen Wales: Fußball-WM wieder ohne Österreich

Österreichs Hoffnungsträger Marko Arnautovic versuchte so allerhand, blieb bei seinen wenigen Chancen allerdings glücklos.
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Mit einem Doppelpack beim 2:1-Heimsieg ließ Wales-Superstar Gareth Bale am Donnerstag die WM-Träume der Österreicher platzen. Das Eigentor von Ben Davies nach einem Schuss von Marcel Sabitzer (65.) war für die Gäste zu wenig.

Aus Cardiff: Alex Gruber

Cardiff – Vorweg: Es war schon zur Mittagsstunde gestern spürbar, dass in Wales ein großer Fußballabend steigt. Walisische wie österreichische Fans feierten im Zentrum Seite an Seite, Diskussionen um die Aufstellung machte die Runde.

ÖFB-Teamchef Franco Foda überraschte mit der Tatsache, dass er Basel-Keeper Heinz Lindner statt Insel-Legionär Daniel Bachmann in den Kasten stellte. Im laufstarken Mittelfeld setzte er in einem „Endspiel“ neben Xaver Schlager und Konrad Laimer auch auf Salzburgs (Jung-)Bullen Nicolas Seiwald, der der einzige Spieler aus der heimischen Bundesliga war.

Das ausverkaufte Cardiff City Stadium kochte schon vor dem Anpfiff. Es war klar, dass die Hausherren mit hohem Pressing in den Anfangsminuten eine Duftmarke setzen wollten. Einen ersten Schuss von Daniel James hielt Lindner aber sicher (2.). Drei Minuten später, nach dem ersten feinen Spielzug und perfekten Sabitzer-Pass hätte Christoph Baumgartner das 1:0 machen müssen, scheiterte aber freistehend vor Wales-Goalie Wayne Hennessey an der Querlatte. Und der „Baumi“ wurde dann zum Unglücksraben: Denn nach einem unnötigen Foul des Hoffenheim-Legionärs an Harry Wilson, zirkelte der walisische Superstar Gareth Bale das Leder aus gut 20 Metern zum 1:0 (25.) in die Maschen. Es war der 37. Teamtreffer im 101. Länderspiel für den Ausnahmekönner, der bei Real in dieser Saison kaum zum Einsatz kommt.

Gareth Bale durfte sich zweimal feiern lassen.
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Angetrieben von der Führung und Fangesängen kam Wales (seit November 2018 in 16 Heimspielen ungeschlagen) im Umschaltspiel mit Tempo und Wucht, Österreich lief sich trotz Ballbesitz fest. Lindner vereitelte nach schwerem Seiwald-Fehler mit einer Glanztat gegen Arron Ramsey das 0:2 (40.).

Mit dem Auftrag des Sportdirektors Peter Schöttel („Wir müssen schneller und klarer nach vorne spielen“) musste im zweiten Durchgang ein Tor her. Nach einer Laimer-Flanke fiel ein Arnautovic-Kopfball (49.) zu schwach aus. Und nach 51 Minuten schien die Messe dann für die Waliser so gut wie gelesen – denn nach kurz abgespielter Ecke nagelte Bale das Leder zum 2:0 (51.) ins Eck. Große Spiele werden durch große Spieler entschieden. Und der stand gestern auf der falschen Seite.

Wenn ich den Ball in der fünften Minute reinschieße, nicht an die Latte, endet das Spiel ganz anders.
Christoph Baumgartner
Trost für David Alaba von Gareth Bale.
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Foda brachte mit Sasa Kalajdzic klarerweise einen zweiten Stürmer, das erhöhte Risiko machte sich nach einem abgefälschten Sabitzer-Schuss zum 1:2 (64.) bezahlt. Drei Minuten später rettete der starke Lindner gegen James die ÖFB-Elf mit einer weiteren Ganztat vor dem 1:3, auch Seiwald vereitelte die Entscheidung gegen den Leeds-Legionär in höchster Not (71.). Das hielt die Chancen am Leben.

Foda ging all-in, brachte auch noch den englischen Zweitliga-Angreifer Andreas Weimann. Der England-Legionär ließ in der Nachspielzeit die letzte Chance aus, das war‘s. „Es tut schon sehr weh“, befand ÖFB-Kapitän David Alaba nach Spielschluss geknickt. Am Dienstag steigt ein bedeutungsloses Freundschaftsspiel gegen Schweden oder Tschechien in Wien. Das letzte Match für Foda?

ÖFB-Teamchef Franco Foda.
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Reaktionen

Christoph Baumgartner: "Pure Enttäuschung. Es ist extrem bitter, dass wir jetzt die Gewissheit haben, dass wir nicht dabei sind. Es tut einfach unglaublich weh, es fällt mir ganz schwer, Worte zu finden." Zu seiner Großchance: "Wenn ich den reinschieße, dann rennt das Spiel vielleicht ganz anders. Natürlich muss das ein Tor sein. Es tut mir unglaublich leid, für die ganze Mannschaft, für ganz Österreich. Es ist gerade sehr, sehr schwer."

David Alaba: "Worte zu finden, ist in dem Moment nicht so einfach. Wir haben uns natürlich mehr vorgenommen. Wir haben unser Ziel nicht erreicht, das tut natürlich sehr weh. Ich glaube, dass wir es vielleicht irgendwann verdient hätten. Gareth Bale hat den Unterschied ausgemacht, das kann man auf jeden Fall so sagen. Er hat gezeigt, welche Klasse er hat. Wir waren vor dem 1:0 ganz gut im Spiel, hatten immer wieder Chancen, auch auf das 2:2. Die Möglichkeit war trotzdem da heute. Wir wissen, dass wir keine gute Quali gespielt haben, wir hatten trotzdem noch alles in der eigenen Hand, mit dem Sieg einen Schritt näher zu kommen. Das ist sehr schade."

Franco Foda (ÖFB-Teamchef): "Wir sind alle sehr enttäuscht, wir haben uns sehr, sehr viel vorgenommen, wollten unbedingt zur WM. Ich hatte ein gutes Gefühl, die Mannschaft war im Training sehr fokussiert. Wir haben gut angefangen, uns aus den Gegenpressingsituationen gut gelöst. Wenn du 1:0 in Führung gehst, wäre das gut gewesen. Wir haben uns dann das Leben aber auch selbst schwer gemacht. Wir waren zu langsam im Spielaufbau, haben nicht zwischen die Linien gespielt. Erst am Ende der Halbzeit war das besser. Im Spielaufbau haben wir zu viele einfache Ballverluste gehabt. In der zweiten Hälfte war es besser, weil wir schnell die Stürmer angespielt haben. Am Schluss haben wir noch Risiko genommen, aber Wales hat es mit Bravour verteidigt." Zur Frage, ob er am Dienstag auf der Bank sitzt: "Ich gehe davon aus, mein Vertrag läuft bis 31. März."

Heinz Lindner (ÖFB-Tormann): "Natürlich bin ich froh, dass mein Comeback in der Art geglückt ist, aber das ist heute absolut zweitrangig. Der Druck in der zweiten Hälfte ist leider zu spät gekommen. Bales ist Weltklasse, ich hab mein Bestes versucht, aber es hat nicht sollen sein. Bitter, dass die individuelle Qualität eines Spielers so ein Spiel entscheidet. Wir haben alle bis zum Schluss dran geglaubt. Wir hätten vielleicht ein bisschen früher den Druck machen sollen."

Gerhard Milletich (ÖFB-Präsident): "Selbstverständlich sitzt Franco Foda am Dienstag auf der Bank. (...) Wir müssen eine Lösung finden, die kann mit Foda sein, die kann ohne Foda sein. Ich möchte niemanden ausschließen. Im Laufe des April eine Lösung finden, die uns weiterbringt. Der Sportdirektor wird schon einige Gespräche geführt haben."

Gareth Bale (Wales-Doppeltorschütze): "Es war ein großes Spiel. Wir wussten, wie wichtig dieses Spiel war und dass wir Leistung zeigen müssen. Wir mussten uns auch auf unsere Erfahrung in großen Spielen verlassen. Es war schön, als der Freistoß reinging, ein frühes Tor zu erzielen hat uns das Momentum gegeben. Ich hatte am Ende einen leichten Krampf, aber ich werde für dieses Land bis zur völligen Erschöpfung laufen. Es ist erst die halbe Arbeit vollbracht, auf uns wartet noch ein schweres Spiel gegen Schottland oder die Ukraine. Aber wir werden bereit sein."