Hilfe, wenn die Angst zu groß wird: Psychosozialer Krisendienst 3400-mal kontaktiert
Der Psychosoziale Krisendienst wurde in 15 Monaten 3400-mal kontaktiert. Die Unterländer scheuen den Griff zum Telefon.
Von Wolfgang Otter
Kufstein – Die Krisen nehmen kein Ende. Zuerst eine Corona-Pandemie in Dauerschleife und dann noch der Ukraine-Krieg mit seinen erschütternden Bildern von Leid und Tod sowie persönliche und berufliche Probleme. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen an diesem Druck zerbrechen. Daher haben sich bereits im Oktober 2020 unter dem Eindruck der Corona-Pandemie das Land Tirol und die Sozialversicherungen entschieden, Suchthilfe Tirol (SHT) und Psychosozialen Pflegedienst (PSP) mit dem Psychosozialen Krisendienst (PKT) zu beauftragen.
Und der Bedarf ist eindeutig vorhanden, wie Soziallandesrätin Gabriele Fischer, Wolfgang Sparber, Suchthilfe Tirol, Leo Alber, Psychosozialer Pflegedienst Tirol, und Petra Praxmarer, Psychotherapeutin, aus der Praxis der vergangenen Monate im Rahmen einer Pressekonferenz erzählen. Rund 3400 Kontakte habe es seit Einführung bis Ende 2021 gegeben. Zwei Drittel davon waren Frauen. Dabei habe sich gezeigt, „dass die Bevölkerung im Tiroler Unterland im Vergleich zur Bevölkerung im Ballungsraum Innsbruck eher zurückhaltend ist“, berichten Wolfgang Sparber und Leo Alber. So gebe es in Innsbruck 73 Kontakte pro 10.000 Einwohner, während in den Bezirken Schwaz und Kitzbühel nur 25 Kontakte pro 10.000 Einwohner zum Telefon greifen. Im Bezirk Kufstein sind es überhaupt nur 19 Kontakte. Ein Umstand, den man mit verstärkter Öffentlichkeitsarbeit ändern möchte. „Für mich ist wichtig, dass wir niemanden in einer Krisensituation alleine lassen“, sagt Landesrätin Fischer.
Petra Praxmarer kann von unterstützenden Gesprächen berichten, „wo es uns gelungen ist, Menschen zu unterstützen“, wie sie erzählt. So wie einem Mann geholfen wurde, der die Anwesenheit seiner Frau nicht ertrage. „Früher endete es mit Panikattacken und dem Einsatz des Rettungswagens“, sagt Praxmarer.
An den Wochenenden gibt es für Krisensituationen noch ein zusätzliches Angebot. Ein 24-Stunden-Dienst, der nach Hause kommt. „Wir koordinieren uns dabei je nach Anlass und Situationen mit Rettungsdiensten, mit den Ärzten oder mit den Sicherheitsorganen“, berichtet Leo Alber.
„Scheuen Sie sich nicht, bei Ängsten, Sorgen und Problemen zum Hörer zu greifen. Gespräche können helfen und im Ernstfall Leben retten“, sagt Fischer. Der Krisendienst ist unter 0800 400 120 von Montag bis Donnerstag von 8 Uhr bis 20 Uhr und von Freitag bis Montag rund um die Uhr erreichbar.