Karmasin an Beinschab: „Wie mit Sebastian besprochen"
Ein neu aufgetauchtes Aktenstück könnte den ehemaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in den ÖVP-Ermittlungen belasten. In einem Chat soll Karmasin der Meinungsforscherin Sabine Beinschab geraten haben, sich an Kurz-Mitarbeiter Fleischmann zu wenden – „wie mit Sebastian besprochen".
Wien – Nachdem sich Ex-Kanzler Sebastian Kurz in den ÖVP-Ermittlungen zuletzt entlastet sah, ist nun wieder ein möglicherweise belastendes Aktenstück aufgetaucht. „Dossier"-Journalist Ashwien Sankholkar verbreitete dieses am Freitag auf Twitter, er zitierte aus dem Protokoll einer Einvernahme von Ex-Familienminsterin Sophie Karmasin von dieser Woche. Kurz' Anwalt Werner Suppan wies die Vorwürfe auf APA-Anfrage zurück.
Karmasin empfahl demnach der Meinungsforscherin Sabine Beinschab in einem WhatsApp-Chat, sich wegen einer Umfrage direkt an Kanzlerintimus Gerald Fleischmann zu wenden: „Ruf ihn an, so mit Sebastian besprochen".
Karmasin verweigerte offenbar Aussage zu Schriftstück
Der Journalist berief sich dabei auf ein mit 22. März 2022 datiertes Einvernahmeprotokoll Karmasins, die sich zurzeit in Untersuchungshaft befindet. Ihr wurde ein WhatsApp-Chat aus dem Jahr 2017 vorgehalten, in dem es um eine Umfrage zur SPÖ und deren Koalitionsoptionen mit der FPÖ ging, die aber als Teil der Studie „Wirtschaft- und Budgetpolitik" (Gesamtsumme 155.940 Euro zulasten des Finanzministeriums) abgerechnet worden sein soll.
„Was haben Sie mit Sebastian Kurz diesbezüglich genau besprochen und weshalb war das für diesen von Relevanz?", fragt der Staatsanwalt der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Karmasin laut Protokoll. Ihre Antwort: „Ich möchte auch zu diesen Fragen derzeit keine Aussage machen."
Kurz-Anwalt: „Nichts Ungewöhnliches"
Kurz' Anwalt Suppan spielte die Sache herunter. „Es ist ja nichts Neues und auch nichts Ungewöhnliches, dass Sebastian Kurz sich mit Sophie Karmasin über Umfragen ausgetauscht hat, das ist ja bekannt", ließ er die APA auf Anfrage schriftlich wissen: „Entscheidend ist nach wie vor, dass Sebastian Kurz nichts über die mögliche illegale Finanzierung von Umfragen gewusst hat. Insofern ist das nichts Neues."
Auch der Kurier zitierte am Freitag aus dem Einvernahmeprotokoll. Karmasin – damals noch Familienministerin – soll demnach sehr intensiv in die Abwicklung der Umfragen involviert gewesen sein. So wurde sie von Beinschab zu einer Umfrage gefragt: „Und von wem gibt's die Kohle? TS?" Damit dürfte wohl Thomas Schmid, damals Generalsekretär im Finanzministerium, gemeint gewesen sein. Auch dazu verweigerte Karmasin die Aussage.
Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. (TT.com, APA)