Kunst

Canova in Rovereto: Ein augenzwinkernder Dialog mit der Schönheit

Die schamhafte „Italienische Venus“ Canovas vor Helmut Newtons kräftigen „Nudes“
© C.J. Winder

Rovereto – Die klassische Schönheit ins Europa des 18. Jahrhunderts geliefert zu haben – Antonio Canova stand an der Spitze dieser kulturellen Wiederentdeckung. Im wunderbaren Museum MART in Rovereto ist noch bis Ostern eine Schau zu besuchen, die die Meisterwerke nicht einfach nur im Raum stehen lässt (auch wenn dies alleine schon den Augenblick wert wäre). „Canova zwischen Unschuld und Sünde“ lässt 14 Skulpturen aus der Glypsothek von Possagno in Dialog treten mit Werken zeitgenössischer Künstler, die das Thema aufnehmen, wandeln, spiegeln.

In ihrer Wuchtigkeit dominieren großformatige Fotografien von Helmut Newton, fünf „Nudes“, den zentralen Raum, vor dem zart und schamhaft sich mit einem Tuch bedeckend Canovas „Italienische Venus“ steht, den Blick nicht zu den Fotografien, sondern zu den drei Grazien gerichtet.

Da finden sich Fotografien Robert Mapplethorpes in der Schönheit von Schwarz-Weiß vor der Makellosigkeit der marmornen Statue. Da schwenkt der Blick – fast schon augenzwinkernd möchte man dem Kuratoren-Duo unterstellen – von zwei Aufnahmen des bodybuildenden Arnold Schwarzenegger zur athletischen Gestalt des überlebensgroßen Kämpfers Creugante.

Die liegende Venus findet sich in einem Foto von Joel-Peter Witkin (1982) ebenso wieder wie in einer Arbeit von Mustafa Sabbagh (2017) oder von Jan Saudek (1982). Bald ist es die Annäherung an die perfekte Schönheit (großartig im Bild etwa Grace Jones), bald ist es der Gegenpol dazu, ausgemergelte Statuen, die ihre ehemalige Schönheit nur ahnen lassen. Immer wieder ein Pfiff Humor: eine „italienische Venus“ etwa mit großflächigen Tattoos, hinter ihr ein kräftiges Aktfoto in XXL.

Dieser spielerische Umgang mit „der Klassik“ zeichnet diese Ausstellung aus, gibt ihr den Schwung und nimmt dem Klassischen den eleganten Staub. (cjw)