Forschung

Innsbrucker Studie zu letzter Eiszeit: „Die Umwelt reagierte rasch auf das Klima“

Beispiel einer blütenreichen extrazonalen Steppe aus dem italienischen Val d‘Aosta, einem typischen inneralpinen Trockental. Artenreiche Steppen finden sich in Trockentälern vor allem an steilen Südhängen.
© Andreas Hilpold

Die Steppenlebewesen Europas breiteten sich während der vor rund 120.000 Jahren begonnenen "letzten Eiszeit" aus, berichtet ein Forschungsteam vom Institut für Botanik der Universität Innsbruck.

Innsbruck – Vor 120.000 Jahren begann die "letzte Eiszeit". "Die Umwelt reagierte rasch auf das Klima", berichtet der Tiroler Ökologe Philipp Kirschner. Als die Wälder zurückwichen, entstanden Steppen, und deren Lebewesen vermehrten sich in den meisten Gebieten exponentiell, berichtet er mit Kollegen im Fachjournal Nature Communications. Nur in den "extrazonalen Steppen" etwa Pannoniens und des Tiroler Oberinntals waren die Ausbreitungsmöglichkeiten für manche Arten beschränkt.

Philipp Kirschner und Peter Schönswetter vom Institut für Botanik der Universität Innsbruck haben anhand genetischer Daten die Veränderungen von Ökosystemen im jüngsten Eiszeitalter untersucht. Ihre Forschungsergebnisse sind nun im Fachmagazin Nature Communications erschienen.
© Universität Innsbruck

Ein Team um Kirschner und Peter Schönswetter vom Institut für Botanik der Universität Innsbruck untersuchte bei fünf typischen Steppenlebewesen die Veränderungen ihrer Populationen in den eurasischen Steppen von Spanien bis Kasachstan. "In den vom Großklima bedingten zonalen Steppen expandierten die Populationen aller fünf Steppenarten in den Kaltzeiten stark", erklärte Kirschner: "Da Steppen während der Kaltzeiten weite Teile Europas bedeckten, war das zu erwarten, konnte aber noch nie anhand genetischer Daten modelliert werden". Mit zunehmender Kälte vor rund 90.000 bis 60.000 Jahren setzte dort schließlich exponentielles Wachstum der Steppenpflanzen- und Tiere ein.

Es gibt aber auch "extrazonale Steppen", die weniger vom Großklima als von lokalen Begebenheiten bestimmt werden, wie zum Beispiel im obersten Tiroler Inntal oder auf den Trockenrasen am Rande der pannonischen Tiefebene. Drei der Steppenarten, nämlich das Haar-Pfriemengras, der Felsgrashüpfer und der Schwarzfleckige Heidegrashüpfer expandierten auch dort. "Die Ameisenart Plagiolepis taurica und die Steppenwolfsmilch blieben dort aber konstant", so Kirschner: "Wir denken, dass die schlechte Ausbreitungsfähigkeiten der beiden Arten und die komplexe Topographie eine starke Expansion verhinderten". (TT.com, APA)

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