Osterfestival

„Die Pest anno 1630“ in Hall: Musik in Zeiten des Todes

„Die Pest anno 1630“ beim Osterfestival im Haller Salzlager mit „La Divina Armonia“.
© Viktor Malyshev

Hall – Es ist die Sprache des Todes, die die „Farbe“ besonders jener frühbarocken Musiken prägt, die rund um das Schreckensjahr 1630 entstanden sind. Am Höhepunkt der großen Pestepidemie, die rund ein Drittel der Mailänder Bevölkerung hinweggerafft hat. Darunter auch viele Komponisten und Musiker sowie Kardinal Federico Borromeo, der Gründer der berühmten Mailänder Biblioteca Ambrosiana.

Ihm hat Aquilino Coppini drei Sammlungen von Madrigalen Claudio Monteverdis gewidmet, deren ursprünglich profane Texte er durch spirituelle ersetzt hat. Etwa in „O infelix recessus“, mit dem am Sonntag im Haller Salzlager Lorenzo Ghielmi mit seinem durch sieben fabelhafte SängerInnen verstärkten Ensemble La Divina Armonia das Konzert „Die Pest anno 1630“ eröffnet hat. Mit souverän von der Truhenorgel aus dirigierter Musik, die in ihrer tieftraurig zelebrierten Süße wunderbar leichtfüßig daherkommt und gleichzeitig durch ihre thematische Aktualität zutiefst berührt.

Wurden doch die meisten der kurzen Stücke der Mailänder Biagio Marini, Michelangelo Grancini, Sigismondo D’India, Francesco Rognoni Taeggio, Giovannni Ghizzolo, Orfeo Vecchi, Giovanni Paolo Cima und Vincenzo Pellegrini für Trauerrituale und feierliche Begräbnisse an der Pest Gestorbener geschrieben, kreisend um Sünde, Schuld und ewige Qualen, bevor Grancini 1632 in seiner Motette „mit Freuden“ das Ende der Pandemie besingt. „Alleluja, alleluja“.

Die in das Programm eingestreuten – von Harald Windisch mit viel Empathie gelesenen – Texte aus Alessandro Manzonis während der Mailänder Pestepidemie spielendem Roman „Die Brautleute“ beamten die Konzertbesucher beinhart ins Heute zurück. Denn so etwas wie einen „Grünen Pass“ gab es bereits damals – genauso wie Verschwörungstheorien und sehr bekannt vorkommende Strategien, sich das pandemische Grauen schönzureden. (schlo)