Polnischer Bericht: Sprengstoffanschlag als Ursache für Smolensk-Katastrophe
Vor zwölf Jahren starb der damalige polnische Präsident Lech Kaczynski und 95 weitere Insassen bei einem Flugzeugabsturz im russischen Smolensk. Nun wird in einem Bericht Russland eines Anschlags verdächtigt.
Warschau – Zwölf Jahre nach dem Tod des damaligen polnischen Präsidenten Lech Kaczynski beim Absturz seines Flugzeugs im russischen Smolensk geht ein Untersuchungsbericht von Sprengstoffexplosionen an Bord als Ursache aus. "Die wahre Ursache der Katastrophe von Smolensk waren zwei Explosionen in der Schlussetappe des Flugs", erklärte die mit der neuerlichen Untersuchung der Absturzursache beauftragte Regierungskommission in ihrem am Dienstag veröffentlichten Bericht.
Die Untersuchung war von der derzeitigen nationalkonservativen PiS-Regierung in Auftrag gegeben worden. Der PiS-Vorsitzende Jaroslaw Kaczynski vermutet seit Jahren einen Anschlag auf seinen Zwillingsbruder, schon in den Tagen nach dem Absturz im April 2010 hatten führende PiS-Politiker dem damaligen russischen Regierungschef und jetzigen Präsidenten Wladimir Putin die Verantwortung zugewiesen. Der Kreml weist jegliche Beteiligung von sich.
Laut Bericht Sprengstoffspuren an Trümmerteilen entdeckt
Laut dem Bericht wurden an Trümmerteilen der Maschine Sprengstoffspuren entdeckt. Zudem verweist er auf die Aufnahmen der letzten Flugsekunden, auf denen ein Schlag sowie Aufschreie der Besatzung zu hören sind.
Der Bericht nennt die "Möglichkeit", dass bei einer kurz zuvor in Russland vorgenommenen Reparatur des Flugzeugs möglicherweise Sprengkörper an Bord deponiert wurden. Die Reparaturen seien in den Awiakor-Werken in Samara vorgenommen worden, die damals im Besitz des russischen Oligarchen und Putin-Freunds Oleg Deripaska gewesen seien. Dort hätte es "Möglichkeiten" gegeben, Sprengstoff in der Maschine zu deponieren und zu gegebener Zeit "per verschlüsseltem Funkspruch" zur Explosion zu bringen.
Kaczynski und zahlreiche polnische Spitzenpolitiker starben
Lech Kaczynski, seine Frau Maria und zahlreiche Spitzenvertreter aus dem öffentlichen Leben Polens wollten an einer Gedenkfeier für die Opfer des 1940 von sowjetischen Geheimdienstleuten verübten Massakers an polnischen Offizieren in Katyn teilnehmen, als ihre Maschine beim Landeanflug auf dem alten Flughafen von Smolensk abstürzte. Keiner der 96 Insassen überlebte. Die Diskussion um die Ursache der Katastrophe spaltet Polen bis heute.
Eine von der damaligen liberalen polnischen Regierung unter Ministerpräsident Donald Tusk eingesetzte Untersuchungskommission machte vor allem schlechte Wetterbedingungen sowie gravierende Fehler der polnischen Piloten und der russischen Fluglotsen für das Unglück verantwortlich. Das Geräusch, das in den Aufzeichnungen der letzten Sekunden zu hören war, interpretierte sie als Kollision der Maschine mit einem Baum. Jaroslaw Kaczynski warf Tusk und seiner rechtsliberalen Partei PO seitdem immer wieder vor, seinen Bruder "ermordet" zu haben. (APA/AFP)