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„Red Rocket": Träume in der Trailer-Hölle

Simon Rex spielt in „Red Rocket“ seine erste Kinohauptrolle seit dem Comedy-Verhau „Scary Movie 5“ (2013).
© Universal

In Sean Bakers Komödie „Red Rocket“ findet ein Versager zurück ins Leben.

Innsbruck – Comeback-Geschichten sind eigentlich immer sympathisch, egal ob sie von Erfolg gekrönt sind oder nicht. So auch die von Mickey Saber in „Red Rocket“ und seinem Darsteller Simon Rex. Rex ist ein Kurzzeit-Softporno-Darsteller, Gelegenheits-Seriengesicht und späterer MTV-Moderator – und damit die ideale Besetzung für sein filmisches Alter Ego Mickey.

Mit „Red Rocket“ legt Indie-Filmemacher Sean Baker seinen neuesten Streifen vor nach seinen Erfolgen mit „Tangerine“ und dem Oscar-nominierten „Florida Project“.

Diesmal schickt er das abgehalfterte Porno-Sternchen Mickey zurück nach Texas zu seiner Ex-Frau Lexi (Bree Elrod), mit der er einst auszog, um sich in Los Angeles vor Kameras auszuziehen. Mit viel mitleidiger Überredungskunst schafft es der Versager, sich bei Lexi und ihrer Mutter im mehr als bescheidenen Trailer-Home einzunisten und einen Job als Marihuana-Verkäufer zu bekommen. Doch der krankhaft optimistische Hochstapler wird daheim in der Provinz nicht etwa demütig, sondern sieht in der 17-jährigen Donut-Verkäuferin Strawberry (Suzanna Son) gleich seine Chance auf ein Comeback in der Erwachsenenfilm-Branche. Dabei ist der Möchtegern-Zuhälter umgeben von selbstbewussten Frauen, von der lokalen Gang-Leaderin und ihrer geschäftstüchtigen Tochter bis zu Strawberry, die in Mickey ein Ticket raus aus der ländlichen Redneck-Depression erkennt. Die Chemie zwischen den Darstellenden stimmt vom ersten Augenblick an. Simon Rex brilliert in seiner maßgeschneiderten Hauptrolle.

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Frisch-frivol und wunderbar frech erzählt Baker in seiner Comeback-Komödie mit viel Lokalkolorit auch einiges über die Spielarten amerikanischer Selfmade-Träume. Der Film wurde laut Baker mitten in der Pandemie 2020 mit einem Mini-Team von nur 10 Leuten gedreht und versammelt abseits der Hauptrollen viele großartige lokal gecastete Laien-Darsteller vor der Kamera.

Sean Baker ist ein bekennender Ulrich-Seidl-Fan. Mit „Red Rocket“, der 2021 in den Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes eingeladen wurde, gelingt ihm nun ein sonnig-witziges Gegenstück zu Seidls winterlichem Versager-Porträt „Rimini“.

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Red Rocket. Ab 16 Jahren. Ab heute in den Kinos. Innsbruck: Leo