Hotel-„Ausverkauf“ an Investoren soll gestoppt werden
Landeck, Serfaus – Weil Hoteliere der „Aufbau-Generation“ keine Nachfolger hatten, verkauften sie ihre Betriebe an russische und holländische Investoren. Fallbeispiele sind in Serfaus, Ried und Sölden bekannt. Selbst der Bürgermeister weiß oft nicht, wer die aktuellen Besitzer sind.
Nicht selten wird aus „Investorenhotels“ die Liquidität „abgesaugt“ und damit deren ökonomische Lebensfähigkeit gefährdet. Derart aktuelle Themen greifen Studierende am Universitätsstandort Landeck auf. Das Thema Betriebsnachfolge wurde kürzlich in einem Forschungsprojekt von UMIT und Uni Innsbruck bearbeitet und in einer Studie zusammengefasst, wie Studienleiter Prof. Peter Heimerl mitteilte.
Mit 30.000 Gästebetten seien „Hotspot-Destinationen“ wie Serfaus-Fiss-Ladis „überhitzt“, es gebe klare Vorzeichen für „Overtourism“. Das bedeute Beeinträchtigung der Lebensqualität für die Einheimischen. „Wir stellen einen engen Zusammenhang von Overtourism, Betriebsnachfolge und Personalführung fest“, erläutert Heimerl. Eine wesentliche Voraussetzung bei der Betriebsübergabe liege in den „Leadership-Werten“ – es geht um Anforderungen sowohl beim Übergeber als auch beim Nachfolger. „Frühe Kommunikation zwischen den Generationen bzw. Übernehmern und die Planung der Übergabe sind zentrale Erfolgskriterien“, heißt es in der Studie. „Wird die Vorbereitungsphase im Übergangsprozess ausgelassen oder oberflächlich durchgeführt, droht die Übergabe zu scheitern.“
Der Serfauser Bürgermeister Paul Greiter erklärt dazu: „Die Herausforderung in unserem Dorf ist uns bewusst.“ Eine Plattform für „verwaiste“ Betriebe sei bereits geplant. „Wenn wir frühzeitig wissen, dass ein Familienbetrieb ohne Nachfolge auf den Markt kommt, sehen wir mit der Plattform bessere Chancen, damit das Unternehmen in heimischen Händen bleibt.“
Für Heimerl ist Bewusstseinsbildung über die Folgen eines Abverkaufs ins Ausland nötig: „Betriebsübergaben sind nicht nur ökonomisch getriebene Geschäfte, sondern auch ein Thema von Verantwortung gegenüber der Heimat.“ (hwe)