Elementarpädagogik

Land macht 18 Millionen Euro zusätzlich für Kinderbetreuung locker

32.500 Kinder, um 795 Kinder mehr als im Vorjahr, werden derzeit in Tiroler Kinderbetreuungseinrichtungen betreut.
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LR Palfrader bezeichnet die zusätzlichen Mittel als "Anreiz für Erhalter von elementaren Bildungseinrichtungen, die Öffnungszeiten zu verlängern, ganz besonders in den Ferien." Waldkindergärten werden als Betreuungsform verankert.

Innsbruck – Das Land Tirol hat in seiner Regierungssitzung am Dienstag zusätzliche 18,25 Millionen Euro für den Ausbau der elementaren Bildungseinrichtungen freigegeben. "Es ist unser Ziel, Tirol zum familienfreundlichsten Bundesland zu machen. Aus diesem Grund stellen wir jährlich 18,25 Millionen Euro zusätzlich zu den bereits budgetierten Personalkosten für elementare Bildungseinrichtungen zur Verfügung", erklärte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP).

Dadurch stehen im Jahr 2022 insgesamt 102,65 Millionen Euro für die Personalfinanzierung zur Verfügung, im Jahr 2023 sind es rund 106,95 Millionen Euro. Zum Vergleich: Für die Personalkosten werden damit knapp vier Mal mehr Finanzmittel zur Verfügung gestellt als noch im Jahr 2008 mit 23,8 Millionen Euro. Die Finanzierung wurde im Rahmen der Novellierung des Tiroler Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetzes auf Antrag von Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) beschlossen.

Unsere zentrale Forderung, nämlich die leistungsgerechte Förderung der Ferienöffnung, ist nun mit einem guten Fördersatz von 30 Euro pro geöffnete Stunde umgesetzt.
Birgit Scheidle, Sprecherin der Plattform Kinderbetreuung Tirol

"Die zusätzlichen 18,25 Millionen Euro sind ein Anreiz für Erhalter – Gemeinden sowie private Institutionen – von elementaren Bildungseinrichtungen, die Öffnungszeiten zu verlängern, ganz besonders in den Ferien. Hier benötigen die Familien und ganz besonders Alleinerziehende mehr Unterstützung“, sagte Palfrader .

Ferienöffnungszeiten werden neu gestaltet

Die Förderung der Ferienöffnung wird neu gestaltet und gleichzeitig maßgeblich angehoben. Bisher war die Förderung nach der Anzahl der Schließtage der Einrichtung gestaffelt. Die Förderung neu wird anhand der Öffnungsstunden der Einrichtung in den Ferienzeiten berechnet. Darüber hinaus wird eine Förderung für Leitungstätigkeit in elementaren Bildungseinrichtungen eingeführt. „Die Lebensentwürfe von Eltern haben sich in den vergangenen Jahren wesentlich verändert und damit auch die Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, begründete LH-Stv. Ingrid Felipe (Grüne) diesen Schritt.

Was bedeuten die Maßnahmen konkret

  • Zukünftig wird die zweite Gruppe mit zusätzlichen 4000 Euro und die dritte mit zusätzlichen 2000 Euro gefördert.
  • Einrichtungen von elementaren Bildungseinrichtungen erhalten zukünftig eine neu eingeführte Förderung für die Leitungstätigkeit. Für die erste Gruppe in der Höhe von 2339 Euro und für jede weitere Gruppe in der Höhe von 668 Euro.
  • Die Ferienförderung wurde auch auf neue Beine gestellt. Pro Betreuungsstunden und Gruppe werden zukünftig 30 Euro vergütet. Ferien werden somit gerecht nach konkreter Öffnungszeit gefördert.
  • Die verbesserten Fördersätze bedeuten für einen viergruppigen Kindergarten mit einer Ferienöffnung von 800 Stunden bis zu 58.000 Euro mehr an Förderung pro Jahr.

Die Sprecherin der Plattform Kinderbetreuung Tirol, Birgit Scheidle, sieht das Ergebnis positiv: "Unsere gebündelte Expertise aus der Praxis wurde von der Politik gehört. Unsere zentrale Forderung, nämlich die leistungsgerechte Förderung der Ferienöffnung, ist nun mit einem guten Fördersatz von 30 Euro pro geöffnete Stunde umgesetzt. Dies wird zu mehr Öffnungszeiten während der Ferien führen und direkt als Verbesserung bei den Familien mit Kindern ankommen."

Waldkindergärten werden als Betreuungsform verankert

Aufgrund der ständigen Weiterentwicklungen im pädagogischen Bereich werden künftig auch Waldkindergärten als Betreuungsform gesetzlich verankert und nicht mehr als Versuch geführt. "Die Betreuung in Waldkindergärten wurde bisher im Rahmen von Kinderbetreuungsversuchen erprobt und hat sich in der Praxis sehr bewährt", so Palfrader.

Zur Erreichung der von der EU im Jahr 2002 beschlossenen Barcelona-Ziele fehlen in Tirol noch 900 Plätze für unter drei-jährige Kinder.
Selma Yildirim, SPÖ-Landesfrauenvorsitzende

Kritik am Beschluss der Landesregierung kam indes von SPÖ-Landesfrauenvorsitzender Abg. Selma Yildirim. Sie zeigte sich enttäuscht und bekrittelte, dass man auch mit den neuen Gesetz "weiter meilenweit von einem ganztägigen, ganzjährigen und gratis Angebot entfernt" sei. "Zur Erreichung der von der EU im Jahr 2002 beschlossenen Barcelona-Ziele fehlen in Tirol noch 900 Plätze für unter drei-jährige Kinder", führte Yildirim aus. Nur rund 38 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen habe einen Betreuungsplatz, der den Vereinbarkeitskriterien entspricht. (TT.com)

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Zahlen, Daten, Fakten zur Kinderbetreuung in Tirol

  • Im Kinderbetreuungsjahr 2021/22 stehen in Tirol 896 Kinderbetreuungseinrichtungen – 484 Kindergärten, 301 Kinderkrippen (inkl. Kindergruppen) und 111 Horte – zur Verfügung,
  • 32.500 Kinder, um 795 Kinder mehr als im Vorjahr, werden derzeit in institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen betreut.
  • 5470 Personen sind in den Kindergärten, Kinderkrippen und Horten als pädagogisches Personal beschäftigt. Das sind 2918 Personen mehr als 2008/09, damals waren in den Kindergärten, Kinderkrippen und Horten 2552 Personen beschäftigt.
  • Im laufenden Betreuungsjahr gibt es um 118 Kinderkrippen-, 156 Kindergarten- und 25 Hortgruppen mehr als vor fünf Jahren (2016/2017).
  • Die Tiroler Tagesmütter und -väter (Tageseltern) betreuen 2021/22 594 Kinder bis 14 Jahre.

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