Die Formel 1 in Miami: Eine Veranstaltung für Super-VIPs
Die Wirtschaftlichkeit der Formel 1 hat sich gewandelt: Aus dem Minusgeschäft wurde eine Goldgrube. Heute (20.30 Uhr, ServusTV) steigt das erste Miami-Training.
Von Daniel Suckert
Innsbruck – Dass der siebenfache Formel-1-Champion Lewis Hamilton mit dem siebenfachen Super-Bowl-Triumphator Tom Brady (NFL-Quarterback) im Vorfeld des Miami-Grand-Prix Golf spielte, passt perfekt ins Bild. Die Königsklasse hat auf finanzieller Ebene eine Wandlung vollzogen und sich dabei der National Football League (NFL) angenähert: Überschaubare Ausgaben, dadurch hohe Attraktivität für neue Investoren – das ergibt milliardenschwere Franchises.
🟢 Goldgräber-Zeiten: Wollten Autohersteller früher in die Königsklasse, dann galt es, bei den Aufsichtsräten mit möglichen Verkäufen von Straßenautos zu werben. Das Prinzip lautete: „Gewinnen am Sonntag, Autos verkaufen am Montag.“ Das funktionierte bei Mercedes sehr gut, bei Renault (Alpine) hingegen weniger. Bei Jahresausgaben von bis zu einer halben Milliarde Dollar verdiente keines der Teams.
Heute sieht das ganz anders aus: Die 2021 eingeführte Budgetobergrenze (heuer: 140 Millionen Dollar) änderte alles. Mit einem Schlag ist eine Saison durch einen einzelnen Sponsor-Vertrag über 100 Millionen Dollar und den Anteil an den Gesamt-Einnahmen (TV-Gelder, Seriensponsoren usw.) des Formula One Managements (FOM) finanziert.
Die Zeiten, in denen nur Ex-Boss Bernie Ecclestone verdient hat, sind vorbei. Nun verdienen alle. Ganz wie in der NFL. Die großen drei – Mercedes, Ferrari und Red Bull – haben als Franchise längst den Wert von einer Milliarde Dollar überschritten. Tendenz? Stark steigend.
🟢 VW hat Lust auf mehr: Ein Mittelklasse-Team wie Sauber konnte Michael Andrettis Übernahme-Angebot (ca. 350 Millionen) im Vorjahr ausschlagen, da man wusste, dass man bald ein Vielfaches mehr bekommen wird.
Sogar der VW-Konzern mit Porsche und Audi will 2026 auf höchster Ebene durchstarten. Porsche wird diesen Sommer die Partnerschaft mit Red Bull bekannt geben, Audi befindet sich noch auf „Brautschau“, könnte aber bei Sauber fündig werden. Warum VW nun doch den Schritt wagt? „Weil wir mit Formel 1 mehr Geld einnehmen als ohne“, erklärte Konzernchef Herbert Diess dieser Tage. 2026 kommt zur Budgetobergrenze für Chassis auch eine bei den Motoren dazu.
🟢 Krypto ist die neue Marlboro: In den 80er- und 90er-Jahren waren es die großen Tabak-Konzerne, die die elitäre Rennserie mit Geld überschüttet haben. Heute sind es Krypto- und Technologie-Unternehmen, die den „Global Player“ als Plattform nützen. Mit Erfolg. Schon ein Motoren-Hersteller bekommt mehr (unbezahlte) Werbung, als ein Rennteam, das den 24-h-Klassiker in Le Mans gewinnt.
Basis von allem ist die sportliche Attraktivität am Asphalt. Auf den epischen WM-Kampf im Vorjahr folgte nun die erfolgreiche technische Revolution. Mittelfristig soll das konstante Reglement mehr Teilnehmer am WM-Kampf ermöglichen. Dem aktuellen Boom sollen ja keine Stopp-Schilder gezeigt werden.
Detail am Rande: In den USA, die ihre verspätete Liebe zur Königsklasse entdeckt haben, laufen heuer auch noch die TV-Rechte (ESPN) aus. Das riecht nach dem nächsten Geldregen.
🟢 Welcome to Miami: Trotz USA-Hype zieht der ein oder andere skeptisch die Augenbraue nach oben. Der Grund sind die hohen Ticketpreise in Miami. Die sind höher als bei allen anderen Grands Prix. Die billigste Karte für den Sonntag liegt bei 1200 Dollar – trotzdem war das Spektakel in einer halben Stunde ausverkauft. Die Veranstalter haben sich bewusst für „nur“ 250.000 Tickets (gesamtes Wochenende) entschieden. Einen künstlichen Jachthafen – ohne Wasser – gibt es auch.
Dass Miami mittelfristig zur reinen Super-VIP-Veranstaltung wird, ist ausgeschlossen. Man will in den kommenden Jahren größer und normalpreisiger werden.
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