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Neues bei Alfa Romeo: Tonale und der Tempel des Stromes

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Alfa Romeo feiert ein Jahrzehntereignis: Nach längerer Wartezeit bringt die Stellantis-Tochtermarke endlich wieder ein neues Fahrzeug auf den Markt, und zwar ein Kompakt-SUV.

Von Markus Höscheler

Como – Eine kleine Unaufmerksamkeit entfaltete eine große Wirkung. Nach den ersten Probekilometern mit dem brandneuen Tonale achteten Fahrer und Beifahrer nicht auf die vom Navigationssystem vorgegebene Route, sondern blieben auf der Hauptstraße im Gewerbegebiet der norditalienischen Stadt Como. Es folgte Konfusion und dann ein Halt, ausgerechnet vor den Räumlichkeiten eines offiziellen Alfa-Romeo-Händlers. Herausgestürmt kam ein Alfa-Verkäufer, stehen blieb ein Spaziergänger, dazu gesellte sich ein Fahrer eines elektrischen Smart. Allesamt machten sie Fotos vom Kompakt-SUV der Stellantis-Tochter, ungläubig betrachteten die Hinzugekommenen den jüngsten Alfa-Spross. „Finalmente! – Endlich!“, äußerte sich begeistert der Alfisti, während er auch vom Innenraum Bilder schoss. Es wurde als Wunder wahrgenommen, dass Alfa Romeo mehr als drei Jahre nach der Vorstellung des Tonale-Concept-Cars das marktreife Produkt auf die Straße gebracht hat.

Der Comer Volta-Tempel.
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Dabei sind die Verantwortlichen ganz erdverbunden vorgegangen, haben sich brav umgeschaut im Stellantis-Konzern, was es an Zutaten für den Tonale alles braucht. Das Hauptargument kam jedoch von Alfa Romeo selbst – die traditionsreiche Marke hat schon mit dem Midsize-SUV Stelvio ein Zeichen gesetzt, Formensprache und Technik überzeugten Skeptiker, die zunächst befunden hatten, dass Sport Utility Vehicles und Alfa Romeo kein passendes Team seien. Der Tonale versucht es nun eine Nummer kleiner, nicht nur von den Dimensionen her, sondern auch von der zugrunde liegenden Technik. Der Stelvio stand optisch Pate, beim Unterbau bedienten sich die Italiener jedoch bei Jeep (Compass). Somit ist der Tonale zuvorderst ein Fronttriebler, unter gewissen Umständen spielt er den Allradler.

Alfa-Romeo-Chief-Executive-Officer Jean-Philippe Imparato bekräftige erneut das ambitionierte Ziel, ab 2027 nur noch vollelektrische Markenfahrzeuge anzubieten.
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Immerhin stellt der Tonale trotz seiner Verzögerung eine Zäsur für Alfa Romeo dar: Er leitet die Übergangszeit zur völligen Elektrifizierung ein. Genau das kündigte Markenchef Jean-Philippe Imparato anlässlich der Tonale-Präsentation in Como an einem geeigneten Ort an, nämlich im Volta-Tempel, der keinen Geringeren als Alessandro Volta ehrt, der vor über 200 Jahren die Vorläufer heutiger Batterien erfunden hatte. Das Erbe Voltas findet sich im Tonale wieder: Zwei Tonale-Varianten sind als Hybride konzipiert, eine sogar als Plug-in-Hybrid. Ebenfalls geplant: eine Dieselversion. Vorrang gibt Alfa Romeo aber den beiden Hybriden, die einen 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit einem E-Motor kombinieren, der sogar für kurze Zeit ein rein elektrisches Fahren in Aussicht stellt. Das verwendete System darf als Mildhybrid bezeichnet werden, denn mehr als 15 Kilowatt leistet der E-Motor nicht. Die Systemleistung des Basismodells ist mit 130 PS gewappnet, die stärkere Version mit 160 PS. Ebendiese lernten wir im südlichen Bereich des Comer Sees fahraktiv kennen, in Verbindung mit einem Doppelkupplungsgetriebe. Ein gut abgestimmtes Fahrwerk und die außergewöhnlich direkt übersetzte Lenkung beeindruckten sehr, die Reaktionen auf die Gaspedalstellung weniger. Allerdings handelte es sich hier noch um Vorserienprodukte.

Die Launch Edition (130 PS) des Tonale kostet ab 39.000 Euro. Die 160-PS-Version folgt im Herbst, der Diesel, möglicherweise auch der Plug-in (mit Allrad), wohl zum Jahreswechsel. In zwei Jahren gibt es laut Imparato das erste vollelektrische Alfa-Fahrzeug, ab 2027 haben Verbrenner ausgedient.

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