Soziologin Waterstradt im Interview: Ein zuckersüßer Muttertag „zum Schämen“
Der Muttertag ist eine internationale Erfolgsgeschichte. Doch nur, weil die Gesellschaft „völlig zu Recht“ ein rabenschwarzes Gewissen gegenüber Müttern hat, wie Soziologin Desirée Waterstradt im Interview erläutert.
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Gedichte, Basteleien oder selbst gepflückte Blumen von den Kleinen, zum Essen ausgeführt werden von den erwachsenen Kindern: Einmal im Jahr werden die Mütter gefeiert. Sie freuen sich darüber, auch wenn die Anerkennung nur von kurzer Dauer ist und ihre Leistungen an allen anderen Tagen im Jahr wieder als selbstverständlich hingenommen werden. Was läuft falsch in der Gesellschaft und was muss sich ändern?
Desirée Waterstradt: Ich glaube, der Muttertag hat sich historisch gesehen auch deswegen so schnell durchgesetzt, weil sich unsere Gesellschaft im tiefsten Inneren eigentlich dafür schämt, wie sie mit den Müttern umgeht. Dass Kinder das höchste Risiko für weibliche Altersarmut sind, ist nur ein Aspekt. Wir wissen alle, dass es beim Thema Fürsorge eine massive Schieflage gibt.
Wir versuchen also mit der übertriebenen Anerkennung einmal im Jahr unser schlechtes Gewissen zu beruhigen?