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Ukrainisches Militär meldet schwere Gefechte im Osten

Erneut erbitterte Kämpfe
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Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe im Osten des Landes verstärkt und dabei teilweise in der Region Donbass Geländegewinne erzielt. "Der Feind führt seine Angriffsbemühungen in der Operationszone Ost weiter fort mit dem Ziel, die volle Kontrolle über die Gebiete Donezk, Luhansk und Cherson herzustellen und den Landkorridor zur vorübergehend besetzten Krim aufrecht zu erhalten", so der ukrainische Generalstab am Donnerstag im Lagebericht.

Die russischen Attacken im Donbass zielen demnach auf die Städte Sewerodonezk, Liman, Bachmut, Awdijiwka und Kurachowe sowie das großteils schon von russischen Kräften besetzte Rubischne. "In Richtung Sewerodonezk führt der Feind Angriffe auf Kudrjaschiwka und Sewerodonezk und hat dabei teilweise Erfolg", räumte die ukrainische Militärführung ein. Am Frontabschnitt vor Slowjansk, einem der wichtigsten Ziele der russischen Offensivbemühungen im Donbass, verstärke Moskau seine Kräfte. Demnach sollen zur Vorbereitung neuer Angriffe rund 300 neue Militärfahrzeuge in den Raum verlegt worden sein.

Zum Vorstoß auf die Kleinstadt Liman versuchten die russischen Streitkräfte, Schwimmbrücken über den Fluss Donez zu bauen. Mittwochabend hatte der Generalstab bereits über die Zerstörung solcher Pontonbrücken berichtet.

Auch in der ostukrainischen Region Luhansk haben ukrainische Truppen nach eigenen Angaben Schwimmbrücken des russischen Militärs über den Fluss Donez zerstört. "Bilohoriwka hält gerade dem russischen Ansturm stand, unsere Verteidiger haben zweimal Pontonbrücken zerstört", schrieb der Militärgouverneur des Gebiets, Serhij Hajdaj, am Donnerstag im Nachrichtendienst Telegram. Eine dritte Brücke werde sicher bald folgen. Dazu präsentierte er Drohnenaufnahmen von mehrend Dutzend zerstörten Fahrzeugen und Panzertechnik. Die Bilder kursierten bereits am Vortag.

Den Schlag sollen dabei Artilleristen der 17. Panzerbrigade aus Krywyj Rih vollzogen haben. Im Morgenbericht konstatierte der ukrainische Generalstab, dass es dem Gegner dennoch gelungen sei, über den Fluss zu gelangen. Hajdaj gestand ebenso ein: "Die Situation hat sich bedeutend verschlechtert." Die Versorgungsroute von den Orten Bachmut nach Lyssytschansk und Sjewjerodonezk ist demnach zusammen mit den russischen Vorstößen vom eroberten Popasna aus weiter akut gefährdet.

Das russische Militär meldete zudem den Beschuss von zwei Munitionslagern der ukrainischen Streitkräfte in der nördlichen Region Tschernihiw. Nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit, dass das Militär ein ukrainisches Luftabwehr-Raketensystem vom Typ S-300 in der Region Charkiw im Osten und eine Radarstation nahe der Hafenstadt Odessa im Süden des Landes zerstört habe.

Der Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, wirft ukrainischen Einheiten unterdessen den Beschuss des Dorfes Soloti nahe der Grenze vor. Dabei seien ein Mensch getötet und sieben weitere verletzt worden. Die russischen Behörden in der Grenzregion haben der Ukraine wiederholt den Beschuss russischen Territoriums vorgeworfen. Die Regierung in Kiew hat nicht erklärt, dass für solche Angriffe ukrainische Einheiten verantwortlich seien.

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Wenig Veränderungen gibt es dem Lagebericht nach hingegen in Mariupol. Dort würden die im Stahlwerk verschanzten Verteidiger weiterhin bombardiert und reagierten mit Gegenattacken, berichtete Reuters unter Berufung auf den Bürgermeister von Mariupol. Russische Truppen blockierten unterirdische Passagen. Artilleriegefechte werden aus dem Süden der Ukraine gemeldet, sowohl aus dem Gebiet Saporischja als auch aus Richtung Mykolajiw und Kriwyj Rih.

Die ukrainischen Streitkräfte setzten nach britischen Angaben ihren Gegenangriff nördlich der zweitgrößten Stadt Charkiw im Osten des Landes fort. Sie hätten mehrere Städte und Dörfer in Richtung der russischen Grenze zurückerobert, teilte das britische Verteidigungsministerium in einem Lagebericht über Twitter mit. Es gebe Berichte, wonach Russland Einheiten aus dem Gebiet abgezogen habe. Die russischen Truppen müssten demnach wohl zunächst ihre Verluste ersetzen und sich auf das Ostufer des Flusses Siwerskyj Donez zurückziehen.

Im Süden der Ukraine lieferten sich russische und ukrainische Truppen in der Region zwischen Cherson und Mykolajiw erneut erbitterte Gefechte. Dabei gaben die Verteidiger den russischen Angreifern "keine Gelegenheit zum Vordringen", wie die ukrainische Militärführung in der Nacht auf Donnerstag mitteilte. Im Verlauf der Kämpfe seien mindestens 23 russische Soldaten getötet und zwei Panzer zerstört worden, ebenso wie ein Munitionslager, zitierte die Agentur UNIAN aus der Mitteilung. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

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