Journalismusfest

Pressefreiheit im Fokus: „Die Talfahrt muss umgekehrt werden“

Daniela Krauss, Christian Mihr, Barbara Junge und Michael Sontheimer diskutierten zum Start des Journalismusfests Innsbruck über Hilfsmaßnahmen für ins Exil geflüchtete Jounrnalisten.
© Thomas Böhm

Innsbruck – Das erste Journalismusfest Innsbruck ist gestern Vormittag im Treibhaus eröffnet worden. Bis einschließlich Sonntag stehen 57 Veranstaltungen – vornehmlich Diskussionsformate, aber auch Radiofeature- und Filmvorführungen und künstlerische Interventionen – auf dem Programm. Der thematische Bogen der „Internationalen Tage der Information“ ist breit: Über die mediale Vermittlung der menschengemachten Klimakatastrophe soll genauso debattiert werden wie über die Situation von Whistleblowern, Rechechern über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche und die Arbeitsbedingungen von Journalisten in repressiven Systemen.

Letzteres stand schon gestern im Zentrum des ersten Festival-Pannels. Daniela Kraus, Generalsekretärin des Presseclub Concordia, Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen Deutschland, und der Journalist Michael Sontheimer diskutierten mit taz-Chefredakteurin Barbara Junge über Möglichkeiten Journalistinnen und Journalisten zu helfen, die ins Exil flüchten mussten. Konkreter Anlass ist die Gründung des von mehreren deutschen Stiftungen ins Leben gerufenen JX Fund, der möglichst unbürokratische finanzielle Soforthilfe leisten soll. Erste Bewährungsprobe für die erst vor wenigen Wochen initierte Hilfsmaßnahme war der russische Angriff auf die Ukraine. Der hatte in beiden Ländern den „Zusammenbruch ganzer Medienlandschaften zur Folge“, erklärte Christian Mihr. Nach der Verschärfung des russisches Mediengesetzes, das unabhängige und kremlkritische Kriegsberichterstattung de facto verunmöglicht, haben zahlreiche JournalistInnen das Land verlassen. Elf Förderungen wurden über den Fonds bereits ausgegeben, darunter für die geflüchtete Redaktion der 2021 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Zeitung Nowaja Gaseta. Daniela Kraus hob hervor, dass es in Österreich auch mangels Ressourcen keine vergleichbar systematische Unterstützung für verfolgte Journalisten gebe.

Der Zustand der heimischen Medienbranche war schon in den politischen Grußworten des Journalismusfests Thema: Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi etwa (Grüne) sprach sich für eine Reform der Medienförderung aus, die sich künftig an qualitativen Kriterien orientieren müsse – und Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der dem neuen Festival mittels Videobotschaft nur das Beste wünschte, erinnerte an die „besorgniserregende Talfahrt“ Österreichs in der jüngsten Erhebung zur Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen. Österreich ist 2022 von Rang 17 auf Rang 31 abgestürzt. Diese Entwicklung müsse gestoppt und umgekehrt werden, so Van der Bellen. Der Blick über den Tellerrand sei dabei lohnend – und ein internationales Journalismusfest schon deshalb eine Notwendigkeit. (jole)

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