Kammerorchester InnStrumenti: Leuchtende Klangfarben
Nüchtern, nuancenreich und aus der Hüfte: Karl-Heinz Schütz dirigierte die InnStrumenti.
Landeck – Dass ein Orchester auch ohne Dirigenten zu formidablen Leistungen fähig ist, ist hinlänglich bekannt. Umgekehrt ist das schon entschieden schwieriger. Die Variante, dass der Dirigent keine Hand frei hat, weil er selbst ein Instrument betätigt, ist zwar nicht neu, beschert dann aber doch immer wieder ein etwas anderes Konzerterlebnis. Dirigieren aus der Hüfte, mit Kopfverdrehen, Augenzwinkern und dezenten Verrenkungen.
Es war der aus Landeck stammende, bei den Wiener Philharmonikern als Soloflötist tätige Karl-Heinz Schütz, der im Rahmen der Landecker Festwochen Horizonte am Samstagabend und im Rahmen der so genannten Ma(i)tinée am Sonntagvormittag im Haus der Musik in Innsbruck das Kammerorchester InnStrumenti zwei Stücke des Programms solcher Art durch das Konzert jonglierte. Programmatisch war schon einmal nichts falsch gemacht.
Wolfgang Amadeus Mozart geht immer, mit François Devienne und Claude Debussy trifft man es auch nicht schlecht. Mozart in Paris lautete das Motto und somit standen seine Pariser Sinfonie Nr. 31 in D-Dur KV 297, das Konzert für Flöte, Harfe und Orchester in C-Dur KV 299 sowie François Deviennes Flötenkonzert Nr. 7 in e-Moll auf dem Programm. Und weil mit der jungen französischen Philharmoniker-Harfenistin Marion Ravot eine Meisterin dieses Instrumentes zugegen war, gab man auch noch Claude Debussys Danses sacrée et profane für Harfe und Streichorchester.
Im Gegensatz zu Paris, wo Mozarts Sinfonie auf wenig Begeisterung stieß und das Konzert für Flöte, Harfe und Orchester nicht gerade euphorisch gefeiert wurde, herrschte in Landeck und wohl auch in Innsbruck restlose Begeisterung. Schütz’ ungemein natürlich wirkendes Spiel, höchst eloquent und nuancenreich, fulminant im Feurigen, groß im lyrischen Ton mit dem nötigen Respekt vor dem Text – ein Vergnügen. Devienne mit burschikosem Elan realisiert, tänzerisch, verspielt, hoch virtuos, und das Publikum war eingenommen. Höchste Spielkultur hörte man auch von Marion Ravot, alles wirkte brillant umgesetzt und wirklich leidenschaftlich durchpulst.
„Ich liebe Bilder genauso wie die Musik“, sagte Claude Debussy einmal, Ravot ließ zweifellos Bilder in den Köpfen entstehen, sinnlich die klanglichen Valeurs ausleuchtend. InnStrumenti zeigten sich ungemein diszipliniert, im Grundton hell, mit untrüglichem Instinkt für das richtige Musizieren. Bei Mozart gab es keine krampfhafte Suche nach neuen Erkenntnissen, dafür spannungsgeladene Feinarbeit. Voller Kraft, und enormer Substanz im subtilsten Detail. Schütz kann auch das! (hau)